Mojib Latif: Drei Aussagen, drei Mal voll daneben

Am Ende eines Jahres schaut man üblicherweise zurück. Das wollen wir auch hier im Blog so halten. Mojib Latif tätigte 2012 drei historische Aussagen, die es wert sind, in Erinnerung gebracht zu werden. Wieviel Wahrheitsgehalt steckte in seinen Aussagen von damals?

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AUSSAGE 1:

Mojib Latif am 4. Dezember 2012 in der Talkshow “Pelzig hält sich“:

„Eins will ich ja auch nochmal sagen. Ich wäre ja froh, wenn es die Sonne wäre. Dann könnten wir ja nichts tun. Ja, aber das ist es nicht. Wenn Sie sich die Sonnenstrahlung angucken, seit 50 Jahren ist die Sonne schwächer geworden. Und wie soll eine schwächer werdende Sonne eigentlich eine massive Erwärmung verursachen?“

Falsch. Die Sonne ist in den letzten 50 Jahren in Wahrheit stärker geworden, wenn man die Total Solar Irradiance (TSI) (weiße Kurve im Diagramm) berücksichtigt, die auch die kosmische Strahlung bzw. das Sonnenmagnetfeld mit einbezieht.

Abbildung: Entwicklung der Sonnenaktivität während der vergangenen 400 Jahre. Weiße Kurve zeigt solare Gesamtstrahlung (Total Solar Irradiance, TSI), gelbe Ausschläge markieren Sonnenflecken. Quelle: PAGES2K-Webseite, heruntergeladen im März 2016.

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AUSSAGE 2:

Mojib Latif am 4. Dezember 2012 in der Talkshow “Pelzig hält sich“:

„Ja, das kann man ja alles quantifizieren. Das ist natürlich eine glatte Lüge, wenn behauptet wird, dass wir die Sonne nicht mit berücksichtigen. Es gibt kein Klimamodell, dass die Sonne nicht mitberücksichtigt. Ich meine wir sind ja keine Deppen. Hier wird ja irgendwie der Eindruck erweckt, als wenn wir die größten Vollidioten aller Zeiten sind. So ist es ja nicht.“

Falsch, Herr Latif. Ein Blick auf den Strahlungsantrieb im 5. IPCC-Klimazustandsbericht reicht aus, um zu sehen, dass die Sonne in den Modellen nahezu keinen Einfluss hat. CO2: 1,68 W/m2, Sonne: 0,05 W/m2. Die Sonne spielt damit praktisch keine Rolle.

 

Abbildung: Strahlungsantrieb der einzelnen Klimafaktoren laut 5. IPCC-Bericht. Die Sonne spielt praktisch keine Rolle beim IPCC.

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AUSSAGE 3:

Mojib Latif im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) am 12. September 2012:

NOZ: Herr Latif, trägt eher die Sonne zur Erderwärmung bei oder das Treibhausgas Kohlendioxid, CO2?

LATIF: Es ist ein Mix aus beidem. Klar ist, dass der Mensch über die Hälfte des Temperaturanstiegs seit Beginn der Industrialisierung zu verantworten hat.

Zuvor hatte Latif der österreichischen Zeitung ‚Die Presse‘ (DP) am 9. Februar 2012 das Folgende gesagt:

DIE PRESSE: Zurück zur bisherigen Erwärmung, 0,8 Grad seit 100 Jahren. Für Vahrenholt kommt die Hälfte von der Sonne. Und beim IPCC kommt alles vom CO2?

LATIF: Nein, das hat der IPCC nie gesagt, er ist sehr vorsichtig und sagt, dass etwa die Hälfte der Erwärmung anthropogen ist.

DIE PRESSE: Dann sagt er das Gleiche wie Vahrenholt?

LATIF: Ja, das ist es ja, was mich wahnsinnig macht: Da wird ein Popanz aufgebaut und dann genüsslich zerrissen.

Wieder liegt Latif falsch. Hier genügt ein Blick in den neuen Spezialbericht des IPCC zum 1,5-Grad-Ziel:

Den langfristigen Erwärmungstrend seit vorindustriellen Zeiten widerspiegelnd, lag die beobachtete mittlere globale Oberflächentemperatur in dem Jahrzehnt 2006–2015 um 0,87 °C (wahrscheinlich zwischen 0,75 °C und 0,99 °C) höher als der Durchschnitt für den Zeitraum 1850–1900 (sehr hohes Vertrauen).

Die geschätzte anthropogene globale Erwärmung stimmt mit dem Ausmaß der beobachteten Erwärmung innerhalb von ±20 % (wahrscheinlicher Bereich) überein.

Oder anders ausgedrückt: Die gesamte beobachtete Erwärmung der letzten 150 Jahre ist laut IPCC anthropogen.

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Drei Latif-Aussagen, drei Mal voll daneben. Gilt unter diesen Umständen Latifs Kritik an der Kalten Sonne überhaupt noch? Gerne würden wir mit Mojib Latif darüber persönlich sprechen. Ist er nach seiner früheren Verweigerung zur Diskussion jetzt vielleicht gesprächsbereit? Wir hoffen auf gute klimatische Entwicklungen für 2019.

Wir wünschen allen Kalte-Sonne-Bloglesern – und natürlich auch Herrn Latif – einen Guten Rutsch ins neue Jahr.

 

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