Grünen-Nachwuchs fordert EU-Staatsbürgerschaft für Klimaflüchtlinge

Von Sebastian Lüning

Es ist generell immer gut zu teilen. Deutschland geht es gut, da können wir sicher etwas von unserem Reichtum abgeben. Aber wenn man grenzenlos verschenkt, wird am Ende nur noch wenig zum Verschenken übrig sein. Die Norweger wissen dies nur allzu zu gut. Sie sind eines der bevölkerungsmäßig kleinsten aber auch reichsten Länder Europas. Öl und Gas sei Dank. Sie stecken ihr Geld überwiegend in einen Zukunftssicherungsfonds und passen dabei auf, dass sie das Geld nicht mit zu vielen Menschen teilen müssen. Deshalb lehnte Norwegen auch eine EU-Mitgliedschaft ab und schottet sein Land vehement gegen Neuankömmlinge ab.

In Deutschland denkt man anders. Am liebsten würde man der ganzen Welt helfen, was zutiefst menschlich und nachvollziehbar ist. Wer es physikalisch nach Deutschland schafft, hat gute Chancen, für immer hier zu bleiben und von den großzügigen Sozialsystemen zu profitieren. So erhält ein Sozialhilfeempfänger mit Familie in Deutschland ein Vielfaches von dem, was ein hart arbeitender Landwirt in Zentralafrika verdient. Die finanzielle Sogwirkung Europas auf die Bevölkerung ärmerer Länder Afrikas und Asiens ist plausibel.

Aber weshalb sollte man nur denjenigen helfen, die den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer und andere gefährliche Pisten – oft mithife von teuren Schlepperbanden – erfolgreich hinter sich bringen konnten? Angesichts der Vielzahl von Diktaturen und anderen Ungerechtigkeiten in der Welt, würde vermutlich ein Viertel der gesamten Weltbevölkerung die Asylvoraussetzungen erfüllen. Weshalb können Asylanträge nicht bequem über die europäischen Botschaften in Afrika und Asien gestellt werden? Wer seinen Antrag von der Botschaft bewilligt bekommt, fliegt dann schnell und sicher per Flugzeug nach Deutschland oder das Gastland seiner Wahl. Das wäre effektiv und fair. Momentan kommen vor allem die Betuchteren, Jüngeren und Härteren durch, während die finanziell und körperlich Schwächeren die mühselige Reise nach Europa gar nicht stemmen können.

Man kann sich leicht ausrechnen, dass bei einem solchen Botschafts-Verfahren schnell einige hundert Millionen Anträge pro Jahr zusammenkämen. Und ein großer Teil der Antragsteller würde sogar problemlos die geltenden Asylvoraussetzungen erfüllen. Die jetzt noch üppig ausgestatteten Sozialkassen Europas wären schnell entleert. Verlierer wären vor allem die jetzigen Bezieher von Sozialleistungen, die Schwächeren unserer Gesellschaft. Ihre Leistungen müssten entsprechend gekürzt werden. Normal- und Gutverdiener – und dazu gehören übrigens auch unsere Politiker – würden davon kaum etwas spüren. Sie leben zudem in den teureren Vierteln, haben kaum Kontakt zur Sozialklientel, sind räumlich getrennt. Sie würden nur etwas davon mitbekommen, wenn die explodierenden Sozialbudgets eine kräftige Steuererhöhung zur Folge hätten. Ein schwieriges Thema im komplexen Spannungsfeld von Mitmenschlichkeit, Gerichtigkeit und Machbarkeit. Hier ist Augenmaß gefragt.

Den Grünen fehlt bekanntermaßen genau dies. Die Vorsitzende der Grünen Jugend, Ricarda Lang, fordert nun, dass man die Asylgründe sogar noch weiter ausdehnen sollte. Sie möchte all jenen die deutsche Staatsbürgerschaft anbieten, deren Heimat durch den Klimawandel bedroht ist. Die Welt berichtete am 3. August 2018:

Grünen-Nachwuchs fordert EU-Staatsbürgerschaft für Klimaflüchtlinge
Die Jugendorganisation der Grünen fordert das Angebot einer EU-Staatsbürgerschaft für Menschen, deren Heimat durch den Klimawandel unbewohnbar wird. „Die EU sollte den Bewohnern von Inselstaaten, die durch den Klimawandel bedroht sind, die europäische Staatsbürgerschaft anbieten und ihnen eine würdevolle Migration ermöglichen“, sagte die Vorsitzende der Grünen Jugend, Ricarda Lang, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

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Ein interessanter Gedanke. Kann man sich demnächst über die deutschen Botschaften in Kiribati oder Dakar bewerben? Wie belegt man eine Klimawandelgefahr in der Heimat? Reichen ein paar kürzliche Taifune oder muss man per wissenschaftlichem Gutachten belegen, dass die Taifunhäufigkeit heute deutlich höher ist als während der vergangenen 3000 Jahre? Reicht ein abbröckelndes Kliff, eine sich verlagernde Sandinsel? Bekommt ein von Dürre geplagter Landwirt Ostafrikas umgehend die deutschen Einbürgerungspapiere zugeschickt, oder muss er zunächst darlegen, dass seine Vorfahren der letzten 20 Generationen stets Regen in ausreichender Menge zum Feldanbau zur Verfügung hatten? Hier öffnet sich ein weites Betätigungsfeld für Klimaeinbürgerungsklagen, wovon sowohl Juristen wie auch zukünftige Gerichtsklimatologen profitieren würden. Generell würde sich sogleich ganz Nordafrika zur Einbürgerung qualifizieren, denn Temperaturen von über 40°C im Sommer sind kaum auszuhalten, so dass einer pauschalen Einbürgerung im kühlen Norden nichts mehr im Wege stehen sollte.

 

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