Der große Klima-Zyklus: Wir leben in einer tiefen Kaltzeitphase – und niemand merkt es

Von Dr. Dietrich E. Koelle

Aus der Paläo-Klimaforschung wissen wir, dass die Erde in der Vergangenheit ganz erhebliche Klimaschwankungen erlebt hat. Die langfristige historische Entwicklung  ist gekennzeichnet durch den weithin unbekannten großen Klima-Zyklus von 150 bis 180 Millionen Jahren, der für die letzten 900 Millionen Jahre nachweisbar ist, aber wahrscheinlich auch schon davor auftrat. Dieser große Zyklus ist gekennzeichnet durch seine Eiszeiten mit globalen Temperaturen zwischen 3 bis 10°C und den starken Warmphasen zwischen 17 und 28°C,  beziehungsweise Temperatur-Schwankungen um  +/- 10°C.

Wie Bild 1 zeigt, dauerten die in der Vergangenheit etwa alle 200 Millionen Jahre aufgetretenen Warmzeiten jeweils 30 bis 50 Millionen Jahre, dazwischen lagen schwere und lange Eiszeiten mit Temperaturen unter 12°C von jeweils 50 bis 100 Millionen Jahren Dauer. Die Eiszeiten waren so charakteristisch, dass sie jeweils eigene Namen erhielten. Für diese Eiszeiten hat man lange nach Erklärungen gesucht und drastische Veränderungen der Erdatmosphäre oder schwere Vulkanausbrüche verantwortlich gemacht, ohne zu erkennen, dass es sich um einen Effekt handelt, der vermutlich mit dem Umlauf des Sonnensystems um das Zentrum der Milchstrasse zusammenhängt.

BILD 1:  Der große Klima-Zyklus mit einer Periode von 150 bis 180 Millionen Jahren

 

Die Umlaufbahn des Sonnensystems um das Zentrum der Milchstrasse hat eine Entfernung von 25.000 bis 28.000 Lichtjahren vom Zentrum; es befindet sich also im mittleren Bereich des Spiralnebels. Die Sonne mit ihren Planeten kommt damit bei ihrem 600 Millionen Jahre dauernden Umlauf in Bereiche dichterer Spiralarme und freier Bereiche. Die Milchstrasse hat vier Hauptarme, benannt als Perseus, Norma, Scutum-Crux und Sagittarius-Carina mit erhöhter Staub- und Gasdichte, welche die Sonnenstrahlung auf die Erde zeitweise abschwächen und die großen Eiszeiten verursachen dürften. Eine Alternative wird vom israelischen Forscher Nir Shaviv beschrieben, der beim Durchgang durch die Spiralarme eine erhöhte kosmische Strahlung annimmt, was zu einer langfristig verstärkten Wolkenbildung auf der Erde führt, die wiederum die solare Einstrahlung auf die Erdoberfläche reduziert.

Die älteste nachgewiesene Vereisung der Erde ist das „Huronian Ice Age“ von vor 2450 bis 2100 Millionen Jahren. Es umfasst jedoch mindestens drei verschiedene Vereisungen, wie Untersuchungen an Felsformationen im heuten Nordamerika und Kanada ergeben haben.  Die Gowgonda-Formation in Ontario zeigt eine besonders gute glaziale Strata, die 2300 Millionen Jahre alt ist. Dies dürfte zur ersten Vereisung an den Polen geführt haben.

Da es in den letzten 900 Millionen Jahren etwa alle 150-180 Mio. Jahre zu großen Eiszeiten kam, ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass dies auch im Zeitraum davor (im „Archaikum“) der Fall war. Auf jeden Fall konnte man die letzte völlige Vereisung der Erde vor 800-700  Millionen Jahren nachweisen, das so genannte „Sturtian Ice Age“.

 

Bild 2: „Snowball Earth“ vor 800 bis 700 Millionen Jahren (Wikipedia)

 

Diese Periode mit den wahrscheinlich tiefsten Temperaturen der letzen Milliarden Jahre wird auch mit der Bezeichnung „Snowball Earth“ belegt, da damals fast die gesamte Erdkugel vereist war. Der Grund dafür war die Tatsache, dass damals die Strahlungsintensität der Sonne um 15 bis 20 % niedriger lag als heute. Sie nimmt mit dem zunehmenden Alter der Sonne langsam  zu, was durch den Anstieg der minimalen und maximalen Temperaturen in den letzten 900 Millionen Jahren bestätigt wird.

Wie sich die Erde wieder von dieser tiefen Vereisung befreite, gilt manchen noch als rätselhaft: Eine These besagt, dass gewaltige Mengen von CO2 aus Vulkanen freigesetzt wurden, die eine Erwärmung bewirkten  (30 bis 70 000 ppm oder das 150fache von heute wäre dafür nach der CO2-Theorie nötig. Und was ist mit dem Kühleffekt der unvermeidlichen Asche-Eruptionen?). Andere Wissenschaftler, denen dafür die geochemischen Beweise fehlen, setzen auf Methan, das die Erwärmung bewirkt haben könnte. Am wahrscheinlichsten ist allerdings die ganz normale zyklische Zunahme der Solarstrahlung, und nicht irgendwelche Zufälle, Katastrophen oder atmosphärischen Effekte.

Speziell die Korrelation zwischen CO2-Gehalt der Atmosphäre ist sehr gering: In der Eiszeit vor 460 bis 440 Millionen Jahren lag der CO2-Gehalt zwischen 3000 und 4000 ppm, während er in der Eiszeit vor 300 Millionen Jahren bei nur ca. 300 ppm lag.  Bild 3 zeigt die Entwicklung des CO2-Gehaltes in der Erdgeschichte. Alleine diese historische Tatsache zeigt, wie absurd die gegenwärtige CO2-Hysterie und der angebliche Einfluss auf die Globaltemperatur ist.

 

Bild 3: Atmosphärischer CO2-Gehalt in den letzten 600 Millionen Jahren (Geocarp)

 

Was Bild 1 auch zeigt, ist die Tatsache, dass jede Warmperiode zu einer weiteren Entwicklungs-Stufe des Lebens auf der Erde führte. Insofern spielten diese Warmzeiten eine entscheidend wichtige Rolle. Seit dem letzten Wärmemaximum vor 90 Millionen Jahren mit 28°C Globaltemperatur war eine kontinuierliche Abfall der Temperaturen festzustellen. Im Zeitraum von vor 3,2 bis 2,5 Millionen Jahren erfolgte dann der Absturz in den eiszeitlichen Temperaturbereich von 9 bis 11°C als globalem Durchschnitt (Bild 4).

 

Bild 4: Der Begin der neuen großen Eiszeit vor 2,5 Millionen Jahren

 

Eine neue und vermutlich lange neue Eiszeit hat begonnen – in Übereinstimmung mit dem großen Klima-Zyklus. Warum merken wir nichts davon? Der Grund dafür ist das Auftreten von relativ kurzen Warmzeiten, jeweils im Abstand von etwa 100 000 Jahren, wie Bild 5 zeigt. Die gegenwärtige Warmzeit, Holozän genannt, gibt es seit 11 000 Jahren, und das ist der Zeitraum, in dem sich die menschliche Zivilisation entwickelt hat – angefangen mit dem Ackerbau, der durch den Temperaturanstieg möglich geworden war, und die Entstehung von Dorfgemeinschaften. Davor gab es nur Gruppen von nomadisierenden Jägern und Sammlern. Die letzte Warmzeit vor 125 000 Jahren war relativ kurz – ca. 13 000 Jahre, erreichte aber um 2°C höhere Maximaltemperaturen als die jetzige Warmzeit des Holozäns. Das ist besonders bemerkenswert, da damals ein wesentlich geringeres CO2-Niveau der Atmosphäre vorherrschte (= 280 ppm), wie wir von der Eiskern-Bohrungen in der Antarktis und Grönland wissen. Man nimmt an, dass zyklische Änderungen der Erdbahnparameter, die sogenannten Milankovitsch-Zyklen, den Antrieb des 100.000-Jahres Klimazyklus zwischen Eiszeiten und Warmzeiten bilden.

 

Bild 5: Das zyklische Auftreten von kurzen Warmzeiten während der aktuellen Eiszeit

 

Wenn sich der Klimazyklus der vergangenen 500 000 Jahre so fortsetzt, dann könnte das bedeuten, dass in wenigen tausend Jahren wieder der Rückfall auf das echte Eiszeit-Temperaturniveau mit Ausbreitung der Gletscher über Kanada und Skandinavien eintreten würde.

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Wir wünschen allen Lesern des Kalten-Sonne Blogs ein Frohes Neues Jahr! Bleiben Sie gesund und bewahren Sie Ihr Interesse am faszinierenden Klimageschehen auf der Erde. Kritisches Mitdenken ist ausdrücklich erwünscht.

 

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