Zu viel Rückenwind? Arktischer Meereisrekord auf dem Prüfstand

Mitte September 2012 war die arktische Eisbedeckung stark zurückgegangen. Dabei handelte es sich um die geringste Eisausdehnung der vergangenen gut 30 Jahre. Systematische Eisvermessungen per Satellit begannen in der Arktis erst um 1979, so dass der Bezugszeitraum für aufgeregte Meldungen à la „Schmelzrekord in der Arktis – Noch nie gab es so wenig Eis“ etwas dürftig ist.

Schauen wir uns einmal kurz an, wie es zu dem „neuen Rekord“ eigentlich kam. Bis Anfang August 2012 entwickelte sich die arktische Eisausdehnung durchaus im gängigen Rahmen der letzten Jahre. Dann fiel die Kurve auf einmal steil ab (Abbildung 1). Irgendetwas hat plötzlich sehr viel Eis vernichtet. War es der wärmende Klimawandel, der das Eis mit hoher Geschwindigkeit verspeiste? Oder doch etwas anderes?

Abbildung 1: Entwicklung des arktischen Meereises. Die rote Kurve stellt die Ausdehnung 2012 dar (Quelle: Nansen Environmental & Remote Sensing Center, Bergen, Norwegen). Stand: 28.9.2012.

 

Zur Klärung dieser Frage lohnt sich ein Blick auf die Webseite der NASA. Dort ist eine schöne Animation zu sehen, in der Mitte August 2012 ein heftiger arktischer Polarwirbel die Eismassen hinwegfegt. In den zahlreichen Rekord-Schmelz-Meldungen wurde dieses kleine Detail oft ausgespart. Das hätte die Qualität des neuen „Rekordes“ unnötig beeinträchtigt, möchte man meinen. So ein bisschen ist das vielleicht wie Doping: Während in den meisten anderen Jahren kein solcher Sturm mit unterstützenden Mitteln eingriff, kam der Polarwirbel dieses Jahr genau zur rechten Zeit, nämlich während des sommerlichen Schmelzminimums, wenn das Meereis sowieso am verwundbarsten ist. Ähnliches passierte übrigens 2007 als ebenfalls Winde das Eis auf die offene See trieben (siehe unser Buch „Die kalte Sonne“ S. 187). Vielleicht sollte man in der Meereisstatistik einen Korrekturfaktor einführen, um Chancengleichheit zu schaffen und Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. In der Leichtathletik ist der Fall jedenfalls ganz klar geregelt: Beim 100 m Lauf sind maximal 2,0 Meter pro Sekunde Rückenwind erlaubt, ansonsten kann der Rekord nicht gewertet werden.

Abbildung 2: NASA-Animation zum arktischen Meereisrekord 2012. Pfeile stellen die stürmischen Winde des Polarwirbels dar. Ein Klick auf die Abbildung öffent die Animation auf der NASA-Seite. Mit Dank an WUWT für den Hinweis.

 

Siehe auch Beitrag auf WUWT.
Teilen: