Malediven vor dem Untergang? Laut Küstenpegelmessungen ist der Meeresspiegel seit 15 Jahren stabil geblieben

Der steigende Meeresspiegel bedroht die Existenz zahlreicher kleiner Koralleninseln im Indischen und Pazifischen Ozean, heißt es. Dafür müssten die Industrieländer hohe Ausgleichszahlungen vornehmen, denn diese hätten ja das Problem verursacht, heißt es weiter. Man kann es den Insulanern nicht verdenken, dass sie diese Gelegenheit nutzen und auf den Alarmismus-Zug aufspringen. Es geht um große Summen aus dem in Cancun und Durban beschlossenen Grüne Klimafonds.

Der bekannteste Aktivist ist dabei wohl der ehemalige Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed. Im Rahmen einer publikumswirksamen Aktion tagte er am 17. Oktober 2009 mit seinem Kabinett in Taucherausrüstung unter Wasser und verabschiedete eine Erklärung mit dem Titel „SOS von der Front“. Nasheed sagte im Gespräch mit der Welt, dass große Ignoranz in der Welt herrsche. „Es ist das Zeitalter der Dummen.“ Der Präsident der Malediven bezog dies auf den Klimawandel, der mit steigendem Meeresspiegel einhergehe und sein Inselreich unmittelbar bedrohe – was von der Mehrheit der Menschen einfach nicht erkannt werde. Nasheed engagierte daraufhin eine holländische Architektengruppe, die für die angeblich untergangsgefährdeten Malediven ein schwimmendes Kongresszentrum sowie schwimmende Luxusappartements erstellen soll (Süddeutsche Zeitung vom 5.1.2012: „Rückkehr in den Ozean“). Es scheint allerdings, dass Nasheed den Seenot-Rettungsruf etwas voreilig abgesetzt hat. Kieler Forscher fanden kürzlich heraus, dass der Meeresspiegel in Teilen des Indischen Ozeans seit der Mitte des letzten Jahrhunderts um bis zu 5 Zentimeter abgesunken ist (siehe S. 200 in „Die kalte Sonne“).

Mittlerweile hat Nasheed sein Amt auf der Inselgruppe verloren. Im Februar 2012 wurde er offenbar mit vorgehaltener Waffe zum Rücktritt gezwungen. Im März 2015 wurde der Ex-Präsident schließlich zu 13 Jahren Haft verurteilt, da er in den letzten Tagen seiner Präsidentschaft offenbar einen Richter entführen und festhalten ließ.

Richtig erfolgreich war Nasheeds Meeresspiegel-Alarmismus im Nachhinein nicht. Im Gegenteil: Anstatt des erhofften Klimageldregens wandten sich potentielle Investoren in Scharen ab. Wer will schon auf einem absaufenden Archipel investieren. Die neue Regierung der Malediven zog daher umgehend die Notbremse. Der Präsident der Inselgruppe versicherte, dass die Malediven nicht untergehen werden, und sich Projekte in seinem Land auf jeden Fall lohnen.

Im Westen hingegen pflegt die grüngewandete Presse noch immer gerne das Bild des Untergangs. Im April 2014 schrieben z.B. feelgreen.de:

Die Malediven stehen vor dem Untergang
Berge gibt es auf den Malediven nicht. Auch keine Hügel. Nicht einmal Dünen. Die höchste natürliche Erhebung – rechnet man die Palmen nicht mit – liegt auf 2,4 Metern über dem Meeresspiegel. Steigt dieser um einen Meter an, verschwinden 80 Prozent des Inselparadieses im Indischen Meer. „Ich sehe jetzt schon, wie es den Sand hier an den Palmen wegspült“, sagt die Schweizer Urlauberin Doris Friedrich. Die Regierung des Landes mit den derzeit noch rund 1200 Koralleninseln sucht händeringend nach Möglichkeiten, den Untergang zu verhindern.

Ähnliche Beiträge erschienen auch auf wetter.at und nachrichten.at.

Irgendwo in der Mitte des Beitrags wird dann kleinlaut eingeräumt, dass die Hauptstadt überbesiedelt ist und wertvolle Korallenareale vor der Küste einfach zugebaut wurden. Unerwähnt bleibt dabei, dass die Korallen dringend benötigt werden, um die Insel über Wasser zu halten. Die Korallen haben in den vergangenen 15.000 Jahren selbst stärkste Meeresspiegelanstiege ausgeglichen, in dem sie einfach stets hinterherwuchsen.

Was sagen die Küstenpegel auf den Malediven? Der Pegel „GAN II“ besitzt eine Messreihe von etwa 25 Jahren. Interessanterweise ist der Meeresspiegel seit 1998 stabil geblieben (Abbildung 1). Die Insulaner können ihre Schwimmwesten zum Glück also wieder ausziehen.

 

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung am Küstenpegel GAN II auf den Malediven seit 1987. Quelle: PSMSL.

 

Interessanterweise betrug der mittlere Anstieg des Meeresspiegels im Indischen Ozean in den letzten 60 Jahren lediglich 1,5 mm pro Jahr. Dies berichteten Palanysami und Kollegen im Mai 2014 in einem Artikel im Fachblatt Global and Planetary Change. Kein Wert, der Anlass für große Panik geben könnte.

Abschließen möchten wir unser kleine asiatische Meeresspiegelschau mit einem Paper zum Persischen Golf, der im Mai 2015 online im Fachblatt Quaternary Research erschien. Ein Team um Stephen Lokier stellte fest, dass der Meeresspiegel dort vor 5000 Jahren mehr als einen Meter über dem heutigen Wert lag. Um 1400 fiel der Meeresspiegel dann wieder und erreichte das heutige Niveau. Hier die Kurzfassung:

Late Quaternary sea-level changes of the Persian Gulf
Late Quaternary reflooding of the Persian Gulf climaxed with the mid-Holocene highstand previously variously dated between 6 and 3.4 ka. Examination of the stratigraphic and paleoenvironmental context of a mid-Holocene whale beaching allows us to accurately constrain the timing of the transgressive, highstand and regressive phases of the mid- to late Holocene sea-level highstand in the Persian Gulf. Mid-Holocene transgression of the Gulf surpassed today’s sea level by 7100–6890 cal yr BP, attaining a highstand of > 1 m above current sea level shortly after 5290–4570 cal yr BP before falling back to current levels by 1440–1170 cal yr BP. The cetacean beached into an intertidal hardground pond during the transgressive phase (5300–4960 cal yr BP) with continued transgression interring the skeleton in shallow-subtidal sediments. Subsequent relative sea-level fall produced a forced regression with consequent progradation of the coastal system. These new ages refine previously reported timings for the mid- to late Holocene sea-level highstand published for other regions. By so doing, they allow us to constrain the timing of this correlatable global eustatic event more accurately.

 

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