Wintertemperaturen auf Tirols Bergen sind innerhalb der letzten 50 Jahre statistisch unverändert

Mitte Dezember 2018 veröffentlichte die Webplattform ‚Zukunft Skisport‘ eine hochinteressante neue Studie zur Entwicklung der Winter im österreichischen Tirol. Die Untersuchung wurde von drei Autoren durchgeführt: (1) Hofrat Dr. Wolfgang Gattermayr, Meteorologe und Hydrologe, langjähriger Leiter des Hydrographischen Dienst Tirol; (2) Mag. Christian Zenkl, selbstständiger Meteorologe aus Innsbruck; (3) Mag. Günther Aigner, Skitourismusforscher und Schneehistoriker aus Kitzbühel. Die wichtigsten Erkenntnisse:

–Die Wintertemperaturen auf Tirols Bergen sind innerhalb der letzten 50 Jahre statistisch unverändert.

–Die Schneeparameter in Tiroler Wintersportorten zeigen für die vergangenen 100 (!) Jahre keine signifikanten Trends.

–Innerhalb der letzten 31 Jahre sind die Skisaisonen in Tirols Skigebieten länger geworden.

 

Die 57-seitige Studie ist kostenlos als pdf auf der Webseite Zukunft Skipsport herunterladbar. Hier die Zusammenfassung:

Die Winter in Tirol seit 1895: Eine Analyse amtlicher Temperatur- und Schneemessreihen

Bei Betrachtung der amtlichen Messdaten sind die klimatologischen Rahmenbedingungen für den alpinen Wintersport in Tirol nach wie vor sehr günstig. Über die letzten 50 Jahre sind die Wintertemperaturen auf Tirols Bergen statistisch unverändert. Betrachtet man lediglich die letzten 30 Jahre, so sind die Winter in diesem Zeitraum sogar deutlich kälter geworden – um 1,3 Grad Celsius.

Die längsten Schneemessreihen aus den Tiroler Wintersportorten zeigen über die vergangenen 100 Jahre insgesamt keine signifikanten Trends. Weder die jährlich größten Schneehöhen noch die jährliche Anzahl der Tage mit Schneebedeckung zeigen markante Veränderungen. Bei isolierter Betrachtung der letzten 30 Jahre bleiben die jährlich größten Schneehöhen und die Neuschneesummen relativ stabil, während die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung leicht abgenommen hat. Auffallend ist die hohe Variabilität der einzelnen Winter. Die Spannweiten in den Messreihen sind beachtlich – vor allem bei den jährlich größten Schneehöhen. Insgesamt zeigt sich, dass die winterlichen Schneeverhältnisse primär vom Auftreten der entscheidenden Großwetterlagen abhängen und nur mäßig mit dem Temperaturniveau korrelieren. Auch relativ milde Winter können sehr schneereich sein. Diese unvorhersehbare Dynamik der Großwetterlagen dominiert das Wetter und Klima im Alpenraum.

Im Mittel von zehn Tiroler Skigebieten konnte man innerhalb der letzten 25 Jahre an durchschnittlich 141 Tagen pro Saison Ski fahren. Der lineare Trend ist leicht ansteigend. Diese positive Entwicklung wird auch durch die technische Beschneiung gefördert. Im Gegensatz zu den Wintermonaten zeigen die Bergsommer seit Anfang der 1980er Jahre einen markanten Temperaturanstieg. Ein Teil dieser Erwärmung kann mit häufigeren Hochdruckwetterlagen erklärt werden, da auch die Sonnenscheindauer im selben Zeitraum um mehr als 20% zugenommen hat. Dadurch wird der Rückzug der alpinen Gletscher beschleunigt. Dennoch ist das aktuelle Klima für die erfolgreiche Weiterentwicklung des alpinen Ganzjahrestourismus als überaus günstig zu bewerten.

Aus den hier veröffentlichten Auswertungen können keinerlei Prognosen für die Zukunft abgeleitet werden. Auf regionaler und dekadischer Skala dominieren auch in Zukunft die unberechenbaren Großwetterlagen unser Wetter und Klima. Ein klimabedingtes Ende des alpinen Wintersports ist nach der Auswertung der amtlichen Messdaten nicht in Sicht.

Sehr empfehlenswert ist auch das folgende Video, in dem Günther Aigner die Ergebnisse der Untersuchung in gut verständlicher Weise vorstellt:

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