Weiterer Wald wird Windmühlen weichen und andere Klimanews der Woche

Jetzt geht es im Namen der „guten Sache“ auch dem Wald in Nordrhein-Westfalen an den Kragen. Die Recklinghäuser Zeitung berichtete am 30.3.2012:

„Um die Ausbauziele bei der Windenergie zu erreichen, müssten auch Waldflächen erschlossen werden, sagte [NRW] Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Schon bei einer Nutzung von maximal drei Prozent der bewaldeten Fläche könne die bisherige Leistung aus Windenergieanlagen verdoppelt werden. […] Dazu sollen Nadelwälder und kahle ‚Kyrillflächen‘ als Standorte geprüft werden. Infrage kämen Wälder im Sauer- und Siegerland, in der Eifel und Ostwestfalen. Das Interesse sei groß, sagt Remmel. Der Minister hatte per Erlass das Tabu der Regierung Rüttgers kassiert, im Wald Windanlagen zu errichten.“ 

„Das Interesse sei groß“ sagt der Minister. Aber woran genau? Dass der Wald vor der Haustür nun endlich umgehauen wird? Der Wald hat die Anwohner sicher schon lange gestört. Immer dieses blöde Vogelgezwitschere, das dumpf-tumbe Rauschen bei Wind und der lästige Schattenwurf. Endlich weg damit. Gebt uns stattdessen diese schönen, schlanken Windräder, deren majestätische Erscheinung die Bergrücken schmücken wird. Rotierende Wahrzeichen des Fortschritts. Schon von weitem kann man nun erkennen, welche Region fortschrittlich in die Zukunft schreitet, und welche Mega-Out-Kommunen noch immer diesem zurückgebliebenen Wald-ist-schön-Wahn anhängen. Das wird der Minister sicher gemeint haben. 

Siehe auch Klimaschnipsel vom 16.3.2012 (Youtube Video), wo wir über das Abholzen eines Waldes in rheinland-pfälzischen Hunsrück berichtet haben, der Platz für Windräder machen musste.

Danke für den Hinweis an Rainer Hoffmann. 

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Norbert Röttgen hat nun angekündigt, dass er die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert bei einem Wahlsieg in Nordrhein-Westfalen zur Energieministerin machen will. Spiegel Online über Kemfert:

„Allerdings geriet Kemfert in den vergangenen Jahren in die Kritik. Kollegen wunderten sich über ihre häufigen Auftritte in den Medien, die in keiner Relation zu ihrer wissenschaftlichen Bedeutung stünden. Auch der Vorwurf unseriöser Prognosen stand im Raum. Im Sommer 2008, als der Ölpreis von einem Rekord zum nächsten sprang, sagte Kemfert weitere, drastische Preisschübe voraus. […] Tatsächlich sank der Ölpreis kurze Zeit später bis unter 40 Dollar. ‚Sie hat bis heute nicht erklärt, warum sie eine ohnehin tief verunsicherte Bevölkerung leichtfertig mit Prognosen verschreckt, die offenbar allenfalls zufällig eintreffen‘, schrieb Die Welt.“

Aber nicht nur bei der Ölpreis-Prognose scheint Kemfert Probleme zu haben. Auch in Punkto Klimawandel scheint sie einige wichtige Aspekte außer acht gelassen zu haben. Ohne sich offenbar selber etwas genauer mit der Materie beschäftigt zu haben, vertritt Kemfert ohne wenn-und-aber die alarmistische IPCC-Linie. In einem Artikel von 2007 schrieb Kempfert:

„Langjährige Beobachtungen bestätigen, dass sich die Erde erwärmt. Im 20. Jahrhundert hat sich die globale Oberflächentemperatur um 0,2 (± 0,6) Grad Celsius erhöht, der Anstieg der Oberflächentemperatur der Nördlichen Hemisphäre war in dieser Zeit größer als in den vorausgegangenen 1000 Jahren.“

Gleich zwei schwerwiegende Fehler in einem Satz – das darf einfach in diesem politisch hochbrisanten Themekomplex nicht passieren. Die Erwärmung im 20. Jahrhundert betrug etwa 0,6°C (0,8°C seit 1850). Folgt man Kemfert, so wäre bei der genannten großen Fehlerbreite auch eine Abkühlung von 0,4°C im 20. Jahrhundert denkbar. Das wäre dann wirklich fast eine Klimakatastrophe, wenn sich das Klima allmählich der Kleinen Eiszeit nähern würde. Auch der zweite Fehler ist ärgerlich. Eine ähnliche Erwärmungsrate wie im 20. Jahrhundert gab es alle 1000 Jahre zu Zeiten der natürlichen Wärmeperioden, also zum Beispiel der Mittelalterlichen Wärmperiode (um 1000 n. Chr.), der Römischen Wärmeperiode (um das Jahr 0) oder der Minoischen Wärmperiode (ca. 1000 v. Chr.). Zudem gab es 1860-1880 bereits eine Erwärmungsphase in ähnlicher Intensität wie 1910-1940 bzw. 1977-2000. Schauen wir uns noch ein weiteres Statement aus Kemferts Abhandlung an:

„Die Anzahl und Stärke extremer Naturkatastrophen, wie durch extreme Regenfälle verursachte Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürme mit steigenden Intensitäten, nehmen immer weiter zu.“

Auch hier liegt Kemfert falsch. Keines der genannten Extremwetter-Phänomene hat den natürlichen Schwankungsbereich bisher verlassen (siehe unsere kürzlichen Blogartikel „Mehr Überschwemmungen? Vermutlich eher nicht“ und „Dürre Beweislage für mehr Dürren“ sowie das Sturmkapitel auf S. 202-208 in „Die kalte Sonne“). Wir ersparen uns an dieser Stelle weitere Analysen der Klimakompetenz von Frau Kemfert. Vielleicht kann sie anlässlich des NRW-Wahkampfes mal die eine oder andere Richtigstellung dieser fehlerhaften wissenschaftlichen Basis veröffentlichen, auf der leider etliche ihrer politischen Forderungen beruhen.  

Wie Kemfert ist auch Röttgen ein großer Freund des Weltklimarats und der UN-Klimakonferenzen. Einige von Röttgens Parteifreunden in Nordrhein-Westfalen witzeln bereits über den Teilzeit-Wahlkämpfer „Lieber Klima in Cancun als Kreisparteitag in Kleve“ (Recklinghäuser Zeitung 7.4.2012).

Mit Dank an Rainer Hoffmann für Rechercherhilfe.

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Im Januar 2012 hielt der Physiker Knut Löschke, Hochschuldozent, Unternehmer und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG an der Universität Passau einen Vortrag zur Klimapolitik, in dem er sich erlaubte, die bevorstehende Klimakatastrophe zu hinterfragen. Dies löste einige heftige Reaktionen aus. Insbesondere die Süddeutsche Zeitung fiel hier unangenehm auf. Eine ausführliche Schilderung der Ereignisse wurde auf eigentümlich frei veröffentlicht (siehe auch Hayek-Club Passau und EIKE).

Daraufhin stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag eine Kleine Anfrage, in der sie ihren Unmut über das unerhörte Abweichen von der Weltklimaratslinien kund tat und Löschkes Eignung als Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn AG hinterfragte.  Vor kurzem, am 22. März 2012, beantwortete das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Kleine Anfrage:

„Die Bundesregierung hat mit den entsandten und in der Hauptversammlung am 24. März 2010 gewählten Kandidaten einen kompetenten Aufsichtsrat für die Deutsche Bahn AG gebildet. Sämtliche Mitglieder des Aufsichtsrats, so auch Dr. Knut Löschke, verfügen über die zur ordnungsgemäßen Wahrnehmung der Aufgaben erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen in ihrem jeweiligen Fachgebiet und sind hinreichend unabhängig. Die Mitglieder im Aufsichtsrat sind gegenüber der Bundesregierung nicht weisungsgebunden. Die Bundesregierung weist darauf hin, dass es sich bei Thesen von Dr. Knut Löschke zum Klimawandel um dessen Privatmeinung handelt, die von der Bundesregierung nicht geteilt wird.“

Auch wenn die Bundesregierung in der Frage des Klimawandels (noch) eine andere Meinung vertritt, ist positiv zu vermerken, dass die Notwendigkeit einer offenen, wissenschaftlichen Diskussion dieses Themas erkannt wurde. Vielleicht wurde auch bereits gesehen, dass es viele gute Argumente  dafür gibt, die etablierten IPCC-geprägten Klimazusammenhänge auf den Prüfstand zu stellen und ergebnisoffen unter Beteiligung wirklich unabhängiger Naturwissenschaftler zu re-evaluieren. Versuche, die Vertreter unbequemer wissenschaftlicher Standpunkte einzuschüchtern, haben in der wissenschaftlichen Debatte nichts zu suchen und sollten in einem aufgeklärten europäischen Land wie Deutschland unterbleiben. Ansonsten wird die akademische Diskussionskultur schweren Schaden nehmen.

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In der alarmistisch veranlagten Zeitschrift Nature Climate Change erschien jetzt ein Artikel, in dem die Prognose gewagt wird, dass bis 2080 der mexikanische Nebelwald fast vollkommen zerstört sein wird. Zwei Drittel würde der Klimawandel vernichten und das verbleibende Drittel würde den Holzfälleräxten zum Opfer fallen, sagen die Forscher. Grundlage ist die überzogene Klimaprognose des Weltklimarats. Da macht es Sinn, wenn die FAZ in ihrer Berichterstattung über die Publikation als Voraussetzung des Katastrophenszenarios die Bedingung „Wenn es weiter geht wie bisher…“ nennt. Was ist wohl damit gemeint? Vielleicht „Wenn es weiter wie die letzten 12 Jahre nicht wärmer wird“ ? Die mexikanische Regierung nutzte jedenfalls die Gunst der Stunde und appelierte  daraufhin an die Drogenbarone des Landes, ihr Patenschaftsprogramm für ungenutzte Bergwaldregionen einzustellen.

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James Delingpole, Autor des schönen Klimabuchs „Watermelons: How the Environmentalists are Killing the Planet, Destroying the Economy and Stealing Your Children’s Future“ war kürzlich bei der BBC zu Gast und führte ein herrlich lebhaftes Gespräch mit Gastgeber David Walliams. Die Aufnahme der Sendung ist als Podcast verfügbar. Am besten gleich auf Minute 8:30 vorspulen, da gehts dann heftig zur Sache. Absolut hörenswert.

Danke an HPB für den Hinweis.

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Am 31.3.2012 gingen an vielen Stellen Deutschlands für eine Stunde die Lichter aus. Nein, kein Stromausfall. Es war vielmehr eine Aktion um an den Klimawandel zu erinnern. Während bei vielen Teilnehmern die Gedanken vermutlich um die Erwärmung des 20. Jahrhunderts kreisten, hat es wohl auch etliche Aktivisten gegeben, die der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren gedachten, als das arktische Meereis aufgrund einer langen Phase erhöhter Sonnenaktivität dramatisch abschmolz. Andere wiederum hatten wohl das holozäne Klimaoptimum vor 6000 Jahren vor Augen, als es auf der Erde um bis zu 1 Grad wärmer war als heute. Damit wäre die Gedenkaktion als wahrlich „ökumenisch“ zu bezeichnen.

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Man kann nicht früh genug anfangen, sich mit den Grundlagen des Klimawandels zu beschäftigen. Für schlappe 150 Euro können sich Schulen das sogenannte „Klimamobil“ ins Haus bestellen. Genau dies scheint die Hohenlupfenschule in Stühlingen kürzlich gemacht zu haben. Die Badische Zeitung berichtete am 30. März 2012:

„Im Weltraum-Forschungslabor dürfen sie selbst experimentieren. Und die kleinen Forscher staunten nicht schlecht, als sich durch das Zusammenmischen von Essig und Backpulver so viel CO2-Gas bildete, dass dieses sogar einen Luftballon aufblasen konnte. Dass das Treibhausgas mitverantwortlich dafür ist, dass die Erde Fieber hat, das hatten die Drittklässler schon gelernt […]“

Hoffentlich vergaßen die Pädagogen des Klimamobils nicht zu erwähnen, dass die Erde alle 1000 Jahre unter Fieber leidet und 500 Jahre zeitversetzt jeweils unter Unterkühlung. Und was lernten die Schüler aus dem CO2-Experiment? Klimafreundlicher Kuchen ist ohne Essig zu backen. Oder so ähnlich. 

Ein Schüler-Team einer anderen Schule hat währenddessen den Deutschen Klimapreis der Allianz-Umweltstiftung gewonnen. Wofür gab es die 10.000 Euro und den Besuch beim Bundespräsidenten? Die Gymnasiasten entwickelten Projekte mit dem Ziel, Energie und andere Rohstoffe zu sparen sowie Solarenergie selber auf dem Dach zu erzeugen. Eine sehr lobenswerte Initiative! Aber wieso heißt der Preis eigentlich „Klimapreis“?  

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Hurra! Die Stadtbibliothek Forst (Lausitz) hat das Buch „Die kalte Sonne“ angeschafft. Allen Forster Lesern viel Spass bei der Lektüre! Hat Ihre lokale Bücherrei auch schon ein Exemplar?

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Klimamodellierung gibt es bald für Jedermann. Wer den Modellierungsergebnissen von Jochem Marotzke & Co. nicht ganz traut, kann jetzt bald selbst relativ problemlos ins Klimamodellierungsgeschäft einsteigen. Die Firma Electronic Arts kündigte an, 2013 eine neue Version des Spieleklassikers Sim City auf den Markt zu bringen. Dort kann man sich im Online-Modus mit anderen Spielern zusammenschalten und sich gemeinsam globalen Aufgaben stellen, etwa der Bekämpfung des Klimawandels oder der Entwicklung erneuerbarer Energien. Noch ist unklar, ob Sim City auch ein Modul zur Erstellung von IPCC-Klimaberichten anbieten wird.

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Die Agriversa ProjektEntwicklung GmbH aus Berlin wollte etwas für den Klimaschutz tun und entwickelte den „NullEmissions – Hypoxie-MilchkuhStall“ (HMS) als innovatives Stallkonzept für Milchkühe zur weltweiten Anwendungsmöglichkeit. Kennzeichnend für den HMS sind vor allem, die technischen Verbesserungen der Milchkuh-Haltung, die dann zu einer deutlichen Steigerung der Produktivität führen, bei der eine Steigerung der Milchleistung sowie die Minderung von klimaschädlichen Gasen, vorrangig über verfahrens- und fütterungstechnische Lösungen erzielt werden sollen. Nun können endlich auch die Klimaschützer wieder gesunde Milch trinken. Prost! 

 

Allen ein schönes Wochenende!

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