Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

Der Regen will kein Ende nehmen. So manche Gartenparty ist diesen „Sommer“ bereits den Bach runter gegangen. Und ekelig kalt ist es noch obendrauf. Statt luftigem Sommerkleid ist nun Daunenjacke angesagt.

GMX meldete am 16. Juli 2012:

Statt warmer Sommertage oder gar Hitzeperioden beschert der Sommer uns momentan klassisches Herbstwetter. Von wegen Freibad: Drachensteigen wäre gerade die bessere Option. Doch warum ist das Wetter so schlecht? Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal „Wetter.net“ weiß den Grund, warum sich noch keine längere Schönwetter- oder Hitzephase einstellen konnte: Bislang hat es das Azorenhoch nicht geschafft, zu uns vorzustoßen. „Mehr als zwei oder drei Tage freundliches Wetter am Stück waren daher nicht drin. Solange sich kein stabiles Hochdruckgebiet über Deutschland aufbaut, solange wird sich auch kein beständiges Sommerwetter einstellen.“ Für die zweite Julihälfte gibt es leider wenig Hoffnung auf eine Änderung der Wetterlage. Hochsommer mit heißem und sonnigem Wetter können wir uns laut Jung für diesen Monat abschminken. Das Azorenhoch versuche zwar weiter, nach Deutschland vorzudringen, schaffe es aber voraussichtlich nur teilweise und für kurze Zeit, sich vom Atlantik bis nach Deutschland auszudehnen.

Auch die Bildzeitung machte dazu am 10. Juli 2012 eine Geschichte:

Der Sommer hat wohl eine Persönlichkeitsstörung. Er denkt, er sei der Herbst… Ach Sommer, wieso bist du nur so durcheinander? Du bringst durchnässte Klamotten statt Bikini-Bräune, Gänsehaut statt Sonnenbrand. […] Bis zum 20. Juli bleibt es kühl, nass – einfach fies. Besonders hart soll es den Westen treffen. Rund ums Wochenende sind dort teilweise nur 15 Grad angekündigt, Regen inklusive. „Damit ist es dort genauso warm oder kalt wie im vergangenen Winter. Der brachte beispielsweise am Neujahrstag im Westen ebenfalls Höchstwerte bis 15 Grad“, sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net

Seltsam. Hatten uns nicht die Klimakatastrophisten vor staubtrockenen Sahara-Sommern gewarnt, die sich in einer nicht enden wollenden Hitzewellen-Serie manifestieren würden? Die Recklinghäuser Zeitung beleuchtete das Problem etwas näher in einem Artikel vom 13.7.2012:

Unter dem Motto „Trockener Sommer – ein Klima-Märchen?“ hat [der Diplom-Meteorologe Dominik Jung] mit Blick auf die düsteren Prophezeiungen, die Klimaforscher wie Mojib Latif gemacht haben, einen Blick ins Wetterarchiv der vergangenen zehn Sommer geworfen. Während der Professor vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, einer der Hauptmahner in Sachen Treibhauseffekt, auf Mitteleuropa schon vor Jahren heißere und trockenere Sommer zukommen sah, kann Meteorologe Jung diesen Trend nicht bestätigen. „Fakt ist: Die Sommer sind in den letzten zehn Jahren nicht wie angekündigt trockener, sondern bundesweit tendenziell sogar nasser geworden“ so Jung. Sein Regen-Resümee: Nach 2003 gab es keinen zu trockenen Sommer mehr. Fünf Sommer waren den Regenmengen nach durchschnittlich, drei Sommer zum Teil extrem zu nass: 2007, 2010 und 2011, letzterer lag bis zu 35 Prozent über dem Durchschnitt. „Und dieses Jahr sieht es nicht anders aus, zumal die richtig nassen Sommertage erst noch kommen werden“, droht Jung an.

Mojib Latif’s Irrtum ist dabei noch das kleinste Problem. Er lag ja bekanntlich auch schon mit seiner berühmten Winter-Prognose aus dem Jahr 2000 komplett falsch. Damals hatte er putzigerweise davor gewarnt, dass in Deutschland bald Schluss sei mit Schneeballschlachten, Skifahren und der geliebten Kälte:

“Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben”

Auch das ging schief, wie wir heute wissen (siehe S. 97-98 in unserem Buch „Die kalte Sonne“). Nein, das Hauptproblem ist, dass auch die so in den Himmel gelobten offiziellen Computermodelle den Regentrend komplett falsch vorausberechnet haben. Dabei wurden die theoretischen Modelle noch 2009 ehrfürchtig als allwissende Orakel präsentiert, deren Ergebnisse umgehend und kritiklos in Gesetzgebung und staatlichen Planungen umzusetzen seien. Der Focus schrieb damals (siehe auch Artikel auf notrickszone.com):

Dürre und Hochwasser, Stürme, Hagelschlag, Hitze und Schneestürme – Superrechner prognostizieren Deutschlands Klimazukunft detailgenau. Entwicklungen in Deutschland, die durch den Klimawandel ausgelöst werden können, leiten die Klimaforscher in erster Linie aus Computermodellen her, mit denen sie die Auswirkungen der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Erdklima simulieren. Allerdings waren solche Berechnungen zunächst recht grob. Seit einiger Zeit aber lässt sich dank neuer Superrechner das Erdsystem immer besser simulieren. So ermöglichen die Computermodelle heute Aussagen selbst über kleine Regionen, etwa in der Größenordnung von Bundesländern. Ein besonders hoch auflösendes Modell entwickelten Forscher des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPIM) in Hamburg. Höchst detailreich zeigt es, wie sich der Klimawandel bis 2100 in Deutschland auswirken kann. Die Ergebnisse fassten die MPIM-Klimatologen in einer bereits 2006 erschienenen Studie zusammen. Ihr Computer unterteilt die ganze Republik in 10 mal 10 Kilometer große Kästchen. Im 50-Sekunden-Takt ermittelt er, wie sich die Zustandsdaten darin ändern. Heraus kommen Werte für Temperatur, Luftdruck, Wind und Niederschläge. Aus den Simulationen gehen klare Klimatrends hervor. […] Im Sommer könnten die Regenmengen in Süd-, Südwest- und Nordostdeutschland um ein Drittel sinken, was Dürren verschärft und die Waldbrandgefahr erhöht.

Tja, daraus ist dann wohl doch nichts geworden. Am umweltfreundlichsten wäre es wohl, einfach den Stecker aus den teuren Rechenkästen herauszuziehen, was jede Menge Energie sparen würde, was der Umwelt nun wirklich zugute käme. Vielleicht sollte man doch einmal ein paar Schritte zurückgehen und sich lieber Gedanken über grundlegende Zusammenhänge machen, anstatt munter ins Blaue drauflos zu modellieren.

Den Sommer macht das natürlich auch nicht besser. Vielleicht können wir uns damit trösten, dass der Sommer bereits in den 1970er Jahren ordentlich herumgezickt hat. Rudi Carrell hatte damals daraus einen tollen Ohrwurm mit dem Titel „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ gemacht. Einfach mal reinhören, das hebt die Stimmung, versprochen!

 

Wer mitsingen will (auch das wärmt auf):

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

Wir brauchten früher keine große Reise,
wir wurden braun auf Borkum und auf Sylt,
doch heute sind die Braunen nur noch Weiße,
denn hier wird man ja doch nur tiefgekühlt.

Ja früher gab’s noch Hitzefrei,
das Freibad war schon auf im Mai,
ich saß bis in die Nacht vor uns’rem Haus,
da hatten wir noch Sonnenbrand,
und riesen Quallen an dem Strand,
und Eis, und jeder Schutzmann zog die Jacke aus.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer,
ein Sommer, wie er früher einmal war,
ja mit Sonnenschein von Juni bis September,
und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.

Und was wir da für Hitzewellen hatten,
Pulloverfabrikanten gingen ein,
da gab es bis zu 40 Grad im Schatten,
wir mussten mit dem Wasser sparsam sein.

Die Sonne knallte ins Gesicht,
da brauchte man die Sauna nicht,
ein Schaf war damals froh, wenn man es schor,
es war hier wie in Afrika,
wer durfte machte FKK,
doch heut, heut summen alle Mücken laut im Chor.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer,
ein Sommer, wie er früher einmal war,
ja mit Sonnenschein von Juni bis September,
und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.

Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts,
nur über tausend Meter gab es Schnee,
mein Milchmann sagt, dies Klima hier, wen wundert’s,
denn Schuld daran ist nur die SPD.

Ich find das geht ein bisschen weit,
doch bald ist wieder Urlaubszeit,
und wer von uns denkt da nicht dauernd dran,
trotz allem glaub ich unbeirrt,
dass unser Wetter besser wird,
nur wann, und diese Frage geht uns alle an.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer,
ein Sommer, wie es früher einmal war,
ja mit Sonnenschein von Juni bis September,
und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.

 

 

Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2000? Richtig! Alles schonmal dagewesen:

 

Mit Dank an Rainer Hoffmann, Pierre Gosselin und Klaus-Eckart Puls für Recherchehilfen.
Foto oben rechts: Juni aus Kyoto / Lizenz: Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert)
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