Worauf Journalisten bei Handreichungen der Aktivistenplattform Klimafakten achten sollten

Das klimaaktivistische Webseitenangebot Klimafakten.de besteht seit 2011 und ist ein von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation (ECF) initiiertes und finanziertes Projekt. Die Stiftung Mercator wurde 1996 von der reichen Handelsfamilie Schmidt-Ruthenbeck aus Duisburg gegründet und kämpft mit viel Geld gegen Kohle in Deutschland. Laut Wikipedia hält die Unternehmerfamilie einen gewichtigen Anteil am deutschen Handelskonzern Metro AG. Die ECF wiederum ist eine sogenannte „Durchreichestiftung“ die ihre Gelder von wohlhabenen Milliardärsstiftungen aus den USA und einigen anderen Ländern bezieht. Ziel aller Partner ist die Dekarbonisierung Deutschlands und der Welt. Es liegt nahe zu vermuten, dass zumindest einige der reichen Stifter im Hintergrund gute Geschäfte auf dem Rücken der hochsubventionierten Energiewende machen.

Am 13. November 2018 brachte die Aktivistenseite Klimafakten Tipps für Journalisten, wie sie die Klimakatastrophe noch effektiver bewerben könnten:

Handreichung: Worauf Journalisten bei Berichten über Extremwetter und Klimawandel achten sollten
Bei Hitzewellen, Starkregen oder Stürmen möchten viele wissen: Ist das schon der Klimawandel? Doch die Frage ist schwierig zu beantworten, das Thema komplex. Frank Böttcher, langjähriger Wetterjournalist und Vorstandsmitglied der Deutschen Meteorologoischen Gesellschaft erklärt, was man bei Berichten über Extremwetter und Klimawandel vermeiden sollte – und wie man es besser macht.

Ein legitimes Thema: Ist es gestattet, bei jeder Hitzewelle gleich den Klimawandel dafür verantwortlich zu machen? In der Vergangenheit lautete die Strategie: Nein, aber es passt gut ins Bild. Dann kam eine Augenbrauen-gepiercte deutsche Attributions-Forscherin aus Oxford, die vorgab, diese Frage von nun an rechnerisch entscheiden zu können. Der IPCC war hellauf begeistert. Klimafakten fragte bei Frank Böttcher nach. Der ist langjähriger Organisator des Extremwetterkongresses in Hamburg, mit freundlicher Unterstützung der interessierten Versicherungsbranche. Mehr Klimaangst bedeutet auch mehr Umsatz, Sie wissen schon. Auch der WWF ist mit dabei, natürlich. Sind wir also gespannt, was Frank Böttcher zu sagen hat. Auf Klimafakten lesen wir:

„An einem einzelnen meteorologischen Phänomen kann ich den Klimawandel weder beweisen noch widerlegen“, erläutert Frank Böttcher. Weder ist beispielweise ein zu heißer Sommer der Beweis für den Klimawandel noch ist ein kalter Winter der Gegenbeweis.

Sehr gute Aussage. Weiter auf Klimafakten:

Bei der Berichterstattung über Ereignisse wie diese empfiehlt es sich zu fragen: Treten Stürme dieser Größenordnung und Strukur aufgrund des Klimawandels in Europa häufiger oder seltener auf? Beziehungsweise: Werden Wetterereignisse dieser Schwere wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher?

Sehr gute Fragen. Dann jedoch verweist Böttcher auf Wahrscheinlichkeiten aus der fragwürdigen Attributionsforschung, anstatt auf längerfristige klimatische paläoklimatische Datenreihen zu bestehen. Eine vertane Chance. Weiter auf Klimafakten:

Seit rund vier Jahrzehnten nehmen die Schäden durch Unwetter in Deutschland zu, etwa an Wohngebieten, Straßen- oder Stromnetzen. Versicherungsunternehmen führen darüber Buch (und rechnen dabei sorgfältig zum Beispiel den Effekt durch die allgemeine Preissteigerung heraus). Doch es wäre falsch, von den zunehmenden Schadenshöhen auf eine steigende Zahl von Gewitterstürmen zu schließen. Klimaforscher können noch nicht mit Sicherheit sagen, dass Unwetter in Deutschland bereits häufiger geworden sind (siehe Punkt 5). Warum Gewitter immer mehr Schäden verursachen, liegt eher an ihrer jeweiligen Intensität.

In der Tat lässt sich aus steigenden Schadenssummen nicht auf immer extremeres Wetter schließen. Gute Aussage. Die Erklärung ist dann aber wieder Unsinn. Böttcher hätte hier zwingend die notwendige Normierung der Schadenszahlen anführen müssen. Die versicherten Werte steigen wegen fortschreitender Inflation und möglicherweise steigender Anzahl der Versicherungsnehmer ebenfalls. Diese Effekte müssen selbstverständlich wieder herausgerechnet werden. Hat Böttcher diesen wichtigen Schritt vielleicht mit Rücksicht auf seine Konferenzsponsoren aus der Versicherungsbranche verschwiegen? Wenn man das macht, ist keine Steigerung der Katastrophenschäden erkennbar. Hier können Sie nachlesen wie es richtig gemacht wird:

Neue Arbeit von Roger Pielke Jr.: Anstieg der globalen Extremwetterversicherungsschäden basiert fast vollständig auf sozioökonomischen Gründen. —Rückgang der BIP-bereinigten globalen Katastrophenschäden in den letzten 25 Jahren

Im Übrigen gibt es für Deutschland auch keinen Langzeittrend bei den Stürmen. Das PIK Potsdam wertete Satellitendaten aus und stellte für die vergangenen 35 Jahre eine signifikante Abnahme der Sturmaktivität während des Sommers in den mittleren Breiten der nördlichen Hemisphäre fest, darunter auch in Deutschland. Winterstürme über dem Nordatlantik und Nordwesteuropa zeigen jedoch starke, jahrzehntelange Schwankungen, wobei derzeit kein Langzeittrend sichtbar ist, wie ein Team um Frauke Feser vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht dokumentierte. Erkennbar sind eine Verringerung der Sturmaktivität seit den 1880ern bis Mitte der 1960er Jahre und ein darauf folgender Anstieg bis Mitte der 1990er Jahre. Ab Mitte der 1990er Jahre verringert sich dann wiederum die Sturmaktivität. Ähnliches fand ein Wissenschaftlerteam um Sönke Dangendorf von der Universität Siegen. Die Forscher untersuchten die Sturmgeschichte der Nordsee für die vergangenen 170 Jahre und konnten ebenfalls keinen Langzeittrend bei Stürmen und Sturmfluten feststellen. Noch weiter zurückreichende Sturmrekonstruktionen aus dem mitteleuropäischen Raum zeigen zudem, dass die Kleine Eiszeit generell sogar stürmischer als heute war.

Lesen wir weiter in der „Handreichung“ von Klimafakten:

Ziemlich klar ist der Einfluss des Klimawandels auf die Intensität beispielsweise von Starkregen, erklärt Frank Böttcher – und der Mechanismus dahinter ist relativ simpel: „Eine Atmosphäre, die wärmer ist, kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Diese Feuchtigkeit muss dann auch wieder heraus, und das passiert im Sommer auch durch stärkere Gewitter. Das ist reine Physik.“ Für die Experten steht deshalb fest, dass in Deutschland das Risiko für Sachschäden im Sommer durch die Zunahme stärkerer Unwetter zunimmt.

Wieder führt Böttcher die Journalisten auf den Holzweg. Fakt ist: Seit 1951 hat sich die Häufigkeit von Starkniederschlag von mehr als 30 mm nur geringfügig erhöht. Die Veränderung ist aus statistischer Sicht jedoch insignifikant, so dass kein belastbarer Langzeittrend ausgemacht werden kann. Die Zeitreihe moderner Radardaten zum Starkregen ist leider noch zu kurz, um aussagekräftige Trends interpretieren zu können. Auch das Umweltbundesamt konnte in seinem Monitoringbericht 2015 zum Klimawandel keine belastbaren Trends zu Starkniederschlägen in Deutschland finden. Die Zahl der Tage mit einer Niederschlagssumme von 20 mm und mehr im Sommer ist seit 1951 nahezu unverändert geblieben. Im Winter ist der entsprechende Index (Flächenmittel der maximalen 5-Tagessumme der Niederschläge) zwar leicht angestiegen, wobei der Anstieg aufgrund der starken Variabilität von Jahr zu Jahr statistisch nicht signifikant ist.

Klimarekonstruktionen dokumentieren eine hohe natürliche Variabilität der Hochwasserhäufigkeit in Deutschland während der vergangenen Jahrhunderte. Studien zeigen, dass Hochwasser in Mitteleuropa in den vergangenen 500 Jahren nicht häufiger geworden zu sein scheinen. Dasselbe gilt auch auf Europa-Gesamtebene und die letzten 50 Jahre. Auf der 7. Deutschen Klimatagung im Oktober 2006 stellten Manfred Mudelsee und Gerd Tetzlaff Studienergebnisse vor, die auch für Deutschland keine Zunahme der Hochwasserereignisse sahen. Weil immer mehr Menschen an die Ufer zogen, stiegen aber die Schäden durch Hochwasser. Zieht man diesen Wertzuwachs-Effekt ab, zeigt sich Berechnungen zufolge keine ungewöhnliche Zunahme in den vergangenen vier Jahrzehnten. Weiter auf Klimafakten:

3. WAS JOURNALISTEN OFT FALSCH MACHEN: Allgemeine Schlüsse aus (zu) kurzen Zeiträumen ziehen

Ein wirklich gutes Thema. Könnte direkt aus dem Kalte-Sonne-Blog stammen. Wir sind gespannt, was Böttcher draus macht:

Man kann in den Langzeit-Daten zur Erderwärmung zahlreiche kurze Zeitabschnitte finden, in denen die globale Lufttemperatur nicht gestiegen ist. Doch daraus lässt sich keinesfalls schließen, der Klimawandel mache eine Pause, so Frank Böttcher. „Es ist wichtig zu verstehen, dass es erhebliche Schwankungen im Klimasystem geben kann“, erläutert er. „So kann die globale Lufttemperatur als Ergebnis der natürlichen Variabilität auch mal ein paar Jahre lang stagnieren oder sogar sinken.“

Anstatt nun endlich auch frühere natürliche Warmphasen wie das Mittelalter und die Römerzeit einzubeziehen, geht es Böttcher allein um das Wegdiskutieren des berühmten Hiatus, der aus globaler Sicht seit dem El Nino 2015/16 einem Slowdown gewichen ist. Weiter auf Klimafakten:

Mittlerweile gelingt es den Forschern immer besser, eine Verbindung von Extremwetter und Klimawandel nachzuweisen. Doch wie die Verhältnisse in 80 Jahren aussehen werden, hängt zum Beispiel stark davon ab, inwieweit es den Menschen gelingt, den Ausstoß des Klimagases CO2 zu reduzieren. Klimamodelle sind daher immer Szenarien, die auf Annahmen menschlichen Verhaltens basieren und dürfen deshalb nie mit Prognosen gleichgestellt werden.

WIE ES BESSER GEHT: Unsicherheiten benennen

„Ein wesentlicher Faktor für Glaubwürdigkeit besteht darin, die Unsicherheit zu benennen“, sagt Klimaexperte Böttcher. „Wir wissen nicht, ob der Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts exakt 1,5 oder sogar 2,4 Grad Celsius betragen wird. Klar ist aber, dass er niedriger ausfällt, wenn die Menschheit entsprechende Maßnahmen ergreift –  und dass es auf der Erde heißer wird, wenn wir weitermachen wie bisher.“

Natürlich hängt der Erwärmungsbetrag auch am CO2-Ausstoß, der für die Zukunft heute nicht genau bekannt sein kann. Aber Böttcher verschweigt wieder die andere Hälfte der Wahrheit: Auch die Erwärmungswirkung des CO2 ist nur sehr ungenau bekannt. Der IPCC verortet sie irgendwo im Spektrum von 1,5-4,5°C Erwärmung pro CO2-Verdopplung. Das ist eine enorme Unsicherheitsspanne von Faktor 3. Das Auslassen dieser Unsicherheit konnte man bereits beim WWF-Online-Klimakurs beobachten und ist unredlich (Siehe: Fragen ins Leere: WWF-Klimakurs enttäuscht).

Das soll für heute reichen. Es dürfte klar geworden sein, wie selektiv und zum Teil sogar falsch die Aktivistenplattform mit dem irreführenden Namen „Klimafakten“ informiert. Aus der „Handreichung“ für Journalisten wurde kurzerhand klimaaktivistischer Gospel. Letztendlich fallen die Qualitätsmängel auch auf den wissenschaftlichen Beirat von Klimafakten zurück. Und dort sitzen pikanterweise die wichtigen Strippenzieher der deutschen Klimaszene: IPCC-Autoren wie Wolfgang Cramer, Peter Lemke, Daniela Jacob; wissenschaftliche Vollblut-Klimaaktivisten wie Mojib Latif, Stephan Lewandowsky und Stefan Rahmstorf. Au weia.

 

Lesetipp: Klimawandel in Deutschand

 

 

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