Starke natürliche Variabilität bei den Wintertemperaturen in den deutschen Mittelgebirgen

Günther Aigner analysiert in einem neuen Vortragsvideo die Entwicklung der Wintertemperaturen an vier deutschen Mittelgebirgsstationen über 1000 m Höhenlage: Feldberg, Brocken, Fichtelberg und Großer Arber. Er arbeitet deutlich die starke Variabilität der Temperaturen heraus. Das Video können Sie auf dem Youtube-Kanal „Zukunft Skisport Academy“ anschauen (oder auch auf FMD’s TV-Channel):

 

 

Interessant wäre auch ein Vergleich der Wintervariabilität mit den Ozeanzyklen, vor allem der AMO und NAO. Wenn Sie Aigners Arbeit unterstützen wollen, dann finden Sie am Ende des Videos ein Spendenkonto. Es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, und Aigners Ansatz, die Daten für sich selber sprechen zu lassen, ist der richtige Weg.

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Lesetipp:

Josef Reichholf: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends

 

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Der monatliche Wetterrückblick des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für April 2019 macht Schlagzeilen:

Klimawandel live: 13 zu warme Monate in Folge – neuer Rekord seit 1881

Auch der April 2019 ist in Deutschland verglichen mit dem vieljährigen Durchschnitt zu warm ausgefallen. Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes: „Wir können jetzt den Klimawandel live erleben. Der April 2019 ist hierzulande der 13. zu warme Monat in Folge. Das hat es in Deutschland seit 1881 noch nie gegeben.“ Im April dominierte in Mitteleuropa meist Hochdruckeinfluss. Überwiegend gelangten dabei mit östlicher oder südlicher Strömung warme kontinentale Luftmassen nach Deutschland, die die Temperatur auf ein frühlingshaftes, teils auch schon frühsommerliches Niveau steigen ließen. Insgesamt verlief der April nicht nur zu mild, sondern auch sehr sonnig und niederschlagsarm. Das meldet der nationale Wetterdienst nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Oft frühsommerlich warm, nur kurzzeitig winterlich
Mit 9,6 Grad Celsius (°C) lag im April der Temperaturdurchschnitt um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der wärmeren Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die positive Abweichung 1,3 Grad. Im April dominierte lange das Skandinavien-Hoch „Katharina“: Zur Monatsmitte bescherte es Deutschland vielerorts Maxima nur knapp über dem Gefrierpunkt, über Ostern bis zur Mitte der letzten Dekade dagegen frühsommerliche Werte. Hierbei wurde in Kitzingen, südöstlich von Würzburg, sowie in München-Stadt am 25. mit jeweils 28,1°C die bundesweit höchste Temperatur gemessen. Außerdem traten in Waghäusel-Kirrlach, südöstlich von Speyer, Worms am Rhein sowie Kahl am Main, nordwestlich von Aschaffenburg, insgesamt bereits sechs Sommertage auf. Den deutschlandweit tiefsten Wert registrierte Carlsfeld im westlichen Erzgebirge am 12. mit -7,4 °C.

April zu warm – Rekord! Das bleibt beim Leser haften. Das wollen wir genauer wissen. Zunächst einmal fällt auf, dass die Referenzperiode 1961-1990 ziemlich weit zurück liegt. Da ist es kein Kunststück, dass die heutigen Monate allesamt wärmer ausfallen. Schon fast trivial. Wir haben die deutschen Aprilwerte der letzten 100 Jahre aufgetragen, wobei wir die offiziellen DWD-Temperaturen verwenden (Abbildung 1). Die Graphik zeigt deutlich: Der April 2019 stellt keinen neuen Rekord auf. Insgesamt gab es 15 Aprils, die wärmer waren, darunter 8 vor 1965. Die dicke Linie in der Graphik zeigt eine 17-jährige Loess-Glättung. In den letzten 10 Jahren stagnierten die April-Tempraturen auf einem hohen Niveau.

 

Abbildung 1: Entwicklung der Apriltemperaturen in Deutschland während der letzten 100 Jahre. Man sieht schön die wellige die Wirkung der AMO. Daten: DWD.

 

Kommen wir nun zu zweiten Aussage: Laut DWD waren die letzten 13 Monate alle wärmer als das Mittel. Das stimmt (Abb. 2).  Aber: 2007 war sogar noch ein wenig wärmer, vor 12 Jahren… Man fragt sich: Warum nicht 14 Monate? Der März 2018 war recht kalt. Und warum nicht 12 Monate, wie ansonsten üblich? Weil dann der tatsächlich rekordwarme April 2018 (vgl. Abb. 1 mit 12,3°C) nicht mit eingegangen wäre. Tricksen mit Statistik. Weltrekordhalter im 113 m-Lauf…

 

Abbildung 2: Entwicklung des 13-monatigen Temperatur-Mittels in Deutschland während der letzten 100 Jahre. Daten: DWD.

 

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