Schwache Leistung: Deutsche Welle lässt fehlerhafte Darstellung zu angeblichen Klimawandelschäden auf Mauritius unwidersprochen

Sonya Diehn präsentierte am 4. Juli 2016 im Programm der Deutschen Welle Mauritius als vermeintiches Opfer des Klimawandels. In einem Interview zählte die Präsidentin des Landes, Ameemah Gurib-Fakim, die von ihr befürchteten Klimawandelfolgen auf:

Deutsche Welle: Worin wird der Klimawandel auf Mauritius sichtbar?

Ameemah Gurib-Fakim: Obwohl wir für keine Verschmutzungen verantwortlich sind – der komplette afrikanische Kontinent hat ungefähr zwei Prozent Anteil an den globalen CO2-Emissionen – sind wir wahrscheinlich stark betroffen. Einer der Bereiche, in denen wir die Folgen des Klimawandels besonders zu spüren bekommen werden, sind die heftigeren Zyklone. Ein anderer Bereich wird die Küstenerosion durch den Anstieg des Meeresspiegels sein. Und was die Küsten betrifft, hat Auswirkungen auf die Tourismusindustrie. Es wirkt sich außerdem auf die Lebensgrundlage der Menschen aus, die auf die Lagunen zum Fischen und für andere Aktivitäten angewiesen sind.

Mehr Zyklone in Ostafrika und im Indischen Ozean durch die Klimaerwärmung? Eine Behauptung, die einer näheren Überprüfung nicht standhält. In den Wirbelstumdaten der letzten 150 Jahre aus der Region ist trotz Erwärmung kein Trend erkennbar:

Und wie sieht es mit der Küstenerosion auf Mauritius aus? Die hat es immer gegeben und ist für eine Insel vollkommen normal. Jetzt könnte noch jemand kommen und sagen: Der Meeresspiegel steigt aber doch an! Im Jahr 2006 hat sich Sachooda Ragoonaden im Western Indian Ocean Journal of Marine Sciences die Meeresspiegeltrends in der Region angeschaut. Auf einigen Inseln des westlichen Indischen Ozeans ist der Meeresspiegel in der Tat gestiegen, bei anderen Inseln jedoch gefallen bzw. stagniert. Interessanterweise zeigt die Entwicklung am Pegel Rodrigues auf Mauritius 1987-2004 einen fallenden Meeresspiegltrend von 0,32 mm pro Jahr an (Abb. 1).

Abbildung 1: Meeresspiegelentwicklung am Pegel Rodrigues auf Mauritius. Quelle: Ragoonaden 2006.

 

Nun könnte man einwenden, dass ja seit der Studie weitere 10 Jahre ins Land gegangen sind. Wir suchen uns die aktuellen Daten zum Pegel aus der PSMSL-Pegeldatenbank heraus (Abildung 2). Gut zu erkennen: Um 2010 und 2015 stieg der Meeresspiegel an, dazischen sackte er über mehrere Jahre jedoch stark ab. Der Meeresspiegel im Gebiet von Mauritius unterliegt offensichtlich einer starken natürlichen Variabilität. Ein möglicher anthopogener Einfluss wird durch die natürliche Schwankungen stark überstrahlt.

Abbildung 2: Meeresspiegelentwicklung am Pegel Rodrigues auf Mauritius bis 2016. Quelle: PSMSL-Pegeldatenbank

 

Nach diesen beiden Fehldeutungen durch die Präsidentin sind wir nun auf die anderen Behauptungen gespannt. Im Interview sagt sie:

Wir hatten starke Dürren und viele Überschwemmungen. Deswegen müssen wir in ständiger Bereitschaft sein. Die Menschen wissen, dass der Klimawandel Realität ist und Einfluss hat auf alles, was wir tun. Und wir müssen unbedingt Strategien zur Anpassung entwickeln.

Mit Verlaub, Frau Päsidentin. Sie verwechseln hier „Klima“ und „Klimawandel“. Dürren und Überschwemmungen sind leider Teil des Klimas bzw. Wetters. Wenn Sie Klimawandel-Kompensationsgelder vom Westen verlangen, müssen Sie zunächst eine unnatürliche Zunahme von Düren und Überschwemmungen dokumentieren. Da Mauritius vor der Küste Ostafrikas liegt, helfen hierbei die folgenden Studien:

Am Ende des Interviews verrät sich Frau Gurib-Fakim dann selbst. Es geht ums Geld!

Deutsche Welle: Was ist die größte Herausforderung für Sie bei der Anpassung an den Klimawandel?

Ameemah Gurib-Fakim: Wie bekommen wir die passenden Informationen, wie bekommen wir Zugang zu den erforderlichen Technologien und Mitteln, und wie schaffen wir das vor Ort? Natürlich läuft es am Ende auf eines hinaus: Die Finanzierung. [schmunzelt]

Sonya Diehn von der Deutschen Welle versäumt es im Interview fachlich nachzuhaken. Dadurch validiert sie indirekt die Fehlinterpretationen der Päsidentin von Mauritius, wodurch sie die DW-Hörer in die Irre führt. So etwas darf nicht passieren. Die Deutsche Welle muss nun im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung dringend einen aufklärenden Folgebeitrag bringen, der die Behauptungen korrigierend diskutiert. Eine fehlerhafte wissenschaftliche Argumentationsbasis kann in Niemandes Interesse sein, wenn es im Hintergrund um etliche Milliarden Euro von Zahlungen zu angeblichen Klimawandelschäden geht.

 

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