Schlimmste Dürre seit Jahrzehnten in Südostasien? Schon in vorindustrieller Zeit fuhr der Monsun Achterbahn

Die PIK-Klimafabrik hat per Pressemitteilung ein neues Klimamärchen beworben. Das Buch ist für € 21,90 im Buchhandel erhältlich, geschrieben von einer PIK-Mitarbeiterin, die hauptamtlich ein Programm am PIK leitet, das regelmäßig Schriftsteller oder bildende Künstler für einige Monate zum Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft ans Institut holt. Da gehen die schönen Klimawandel-Forschungsgelder also hin. Hier der Beginn der Pressemitteilung vom 17. März 2016:

„Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta“: Ein Märchen über die Wahrheit
Beim Schulausflug auf den Potsdamer Telegrafenberg läuft Alice einem weißen Kaninchen hinterher – und rutscht in den Lüftungsschacht des Supercomputers eines Klimaforschungs-Instituts. Es folgt eine Reise durch die virtuelle Welt der Rechenmodelle, vom tropischen Regenwald bis ins stille Eis der Antarktis. So ungewöhnlich beginnt eine neue Veröffentlichung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, frei nach Lewis Carrolls philosophischem Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“. Mehr als 50 Wissenschaftler des Hauses lieferten Hintergründe und Expertisen für das jetzt auf der Buchmesse Leipzig vorgestellte und im Buchhandel erhältliche Werk von Margret Boysen.

Weiterlesen beim PIK.

Grandios: „Ein Märchen über die Wahrheit“. Die Kleinen werden entzückt sein… Eines wird sofort klar: Die teuren Supercomputer müssen auf jeden Fall besser gesichert werden. Der TÜV sollte schleunigst überprüfen, ob hier vielleicht ein Sicherheitsgitter am Lüftungsschacht nachzurüsten ist. Dazu müsste der Rechner vermutlich vorerst abgestellt werden, was nicht schlimm ist, denn die verwendeten Klimaformeln sind bekanntlich hochfragwürdig (Siehe „Zwei Jahre umsonst gerechnet: Schade um die verlorene Rechenzeit„).

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Es war vielleicht doch nicht so eine gute Idee, massiv an den Energiesystemen in Deutschland herumzudoktoren. Langsam geht es an die Substanz, wie die FAZ am 2. März 2016 beklagte:

Energiesicherheit nur mäßig Deutschland schlechter als Albanien und Peru?
Die Struktur der deutschen Energieversorgung ist schlechter als die von Albanien, Peru oder Paraguay und nur wenig besser als die Brasiliens. Das jedenfalls behauptet das Weltwirtschaftsforum in Davos. Es lässt seit 2013 regelmäßig die Tragfähigkeit der Energieversorgungssicherheit in 126 Staaten vergleichen. Zu dem Anlass werden 18 Indikatoren erhoben und gewichtet. Sie reichen von der Importabhängigkeit und der Versorgungssicherheit bis zu Preisen und Umwelt- sowie Klimafragen. Deutschland liegt nach der am Mittwoch verbreiteten Untersuchung auf Rang 24.

Weiterlesen in der FAZ

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Klimaalarm am 15. März 2016 in der Tiroler Tageszeitung:

Schlimmste Dürre seit Jahrzehnten in Asien: El Nino und Klimawandel
[…] Noch prekärer ist die Lage in Vietnam, dort war das Land seit 90 Jahren nicht mehr so ausgedörrt. Der Grund, sagen Wissenschafter, sei das Klimaphänomen El Nino und die Erderwärmung. Die Dürre habe den Grundwasserspiegel und den Pegel der Flüsse gesenkt und das Leitungswasser ungenießbar gemacht, sagt Jintarakiti. „Das Leitungswasser ist so salzig, dass man damit weder medizinische Geräte reinigen noch Patienten versorgen kann.“ Die Trockenheit bekommen auch die Bauern zu spüren. Die Reisanbaufläche ist im Jänner und Februar um ein Drittel auf 640.000 Hektar geschrumpft, weil sie mehr nicht bewässern können. „Es gibt noch keinen Grund zur Panik, aber wir müssen klug mit unserem Wasser umgehen“, sagt Landwirtschaftsminister Theerapat Prayoonsit. Mit einer Summe von 17 Milliarden Baht (436 Millionen Euro) soll nun nach Alternativen zum Reisanbau für die Bauern gesucht werden. […] „Grund für die Dürre sind starke El Nino-Auswirkungen und steigende Temperaturen als Folge des Klimawandels“, sagte Tara Buakamsri, Thailand-Direktor von Greenpeace. „Sogar in der letzten Regenzeit war der Niederschlag ungleichmäßig verteilt.“

Das übliche Strickmuster: Eine aktuelle Dürre wird zu einer Sondersituation hochstilisiert, ohne dass der paläoklimatologische Kontext Berücksichtigung findet. Der Blick in die aktuelle Fachliteratur lässt das Alarmgebilde jedoch schnell wie eine Seifenblase platzen. Im März 2015 erschien in den Quaternary Science Reviews eine Studie von Sakonvan Chawchai und Kollegen, in der sie die bewegte vorindustrielle Dürrehistorie in Nordost-Thailand während der letzten 2000 Jahre vorstellten. Die Forscher dokumentierten eine Reihe von natürlichen Klimaschwankungen und einen steten Wechsel zwischen Dürre- und Feuchtphasen:

Hydroclimatic shifts in northeast Thailand during the last two millennia – the record of Lake Pa Kho
The Southeast Asian mainland is located in the central path of the Asian summer monsoon, a region where paleoclimatic data are still sparse. Here we present a multi-proxy (TOC, C/N, δ13C, biogenic silica, and XRF elemental data) study of a 1.5 m sediment/peat sequence from Lake Pa Kho, northeast Thailand, which is supported by 20 AMS 14C ages. Hydroclimatic reconstructions for Pa Kho suggest a strengthened summer monsoon between BC 170–AD 370, AD 800–960, and after AD 1450; and a weakening of the summer monsoon between AD 370–800, and AD 1300–1450. Increased run-off and a higher nutrient supply after AD 1700 can be linked to agricultural intensification and land-use changes in the region. This study fills an important gap in data coverage with respect to summer monsoon variability over Southeast Asia during the past 2000 years and enables the mean position of the Intertropical Convergence Zone (ITCZ) to be inferred based on comparisons with other regional studies. Intervals of strengthened/weaker summer monsoon rainfall suggest that the mean position of the ITCZ was located as far north as 35°N between BC 170–AD 370 and AD 800–960, whereas it likely did not reach above 17°N during the drought intervals of AD 370–800 and AD 1300–1450. The spatial pattern of rainfall variation seems to have changed after AD 1450, when the inferred moisture history for Pa Kho indicates a more southerly location of the mean position of the summer ITCZ.

Ähnliche vorindustrielle Niederschlagsschwankungen beschrieb auch ein Team um Brendan Buckley aus Südostasien. Die Arbeit erschien bereits im Juli 2014 in den Quaternary Science Reviews:

Monsoon extremes and society over the past millennium on mainland Southeast Asia
The early 21st century has seen vigorous scientific interest in the Asian monsoon and significant development of paleo-proxies of monsoon strength. These include the Monsoon Asian Drought Atlas – a 700-year, gridded reconstruction of hydroclimate derived from 327 tree ring records – and several long speleothem records from China and India. Similar progress has been made on the study of monsoon climate dynamics through re-analysis data products and General Circulation Model diagnostics. The story has emerged of a variable monsoon over the latter Holocene, with extended droughts and anomalously wet episodes that occasionally and profoundly influenced the course of human history. We focus on Southeast Asia where an anomalous period of unstable climate coincided with the demise of the capital of the Khmer Empire at Angkor between the 14th and the 16th centuries, and we suggest that protracted periods of drought and deluge rain events, the latter of which damaged Angkor’s extensive water management systems, may have been a significant factor in the subsequent transfer of the political capital away from Angkor. The late 16th and early 17th century experienced climate instability and the collapse of the Ming Dynasty in China under a period of drought, while Tonkin experienced floods and droughts throughout the 17th century. The 18th century was a period of great turmoil across Southeast Asia, when all of the region’s polities saw great unrest and rapid realignment during one of the most extended periods of drought of the past millennium. New paleo-proxy records and the incorporation of historical documentation will improve future analyses of the interaction between climate extremes, social behavior and the collapse or disruption of regional societies, a subject of increasing concern given the uncertainties surrounding projections for future climate.

Aufstieg und Fall von südostasiatischen Zivilisationen, ausgelöst durch natürliche Schwankungen in den Niederschlägen, lange bevor der CO2-Gehalt der Atmosphäre anstieg. Vielleicht sollten wir uns doch nicht so wichtig nehmen und ständig behaupten, es wäre noch nie so schlimm wie heute, und früher wäre alles besser gewesen…

 

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