Richard Lindzen vom Massachusetts Institute of Technology: Klimawissenschaften haben ihren dialektischen Ansatz verloren

Richard Lindzen ist Klimawissenschaftler und Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Vor etlichen Jahren nahm er aktiv an der Erstellung der IPCC-Berichte teil. Im Laufe der Zeit fand er jedoch in seiner Forschung immer mehr Hinweise darauf, dass die Klimawirkung des CO2 wohl deutlich niedriger anzusetzen ist, als es in den Berichten des Weltklimarats geschieht (siehe S. 167-170 in „Die kalte Sonne“). Insbesondere kritisiert Lindzen die starken Wasserdampf- und Wolken-Verstärkungseffekte, die in den Klimamodellen angenommen werden. Als er erfuhr, wie seine ernstzunehmenden Einwände konsequent marginalisiert und ignoriert wurden, zog er sich schließlich aus dem IPCC zurück.

Anfang 2012 erschien im Journal Euresis ein lesenswerter Artikel von Lindzen mit dem Titel „Klimawissenschaften: Erlaubt uns die aktuelle Struktur wirklich wissenschaftliche Fragen zu beantworten?“. Wir bringen hier eine Übersetzung der Zusammenfassung. Der Gesamttext ist im Internet frei verfügbar.

„Aus einer ganzen Reihe von miteinander gekoppelten kulturellen, organisationsbedingten und politischen Gründen können die Klimawissenschaften momentan nicht den wissenschaftlichen Fortschritt aufweisen und wichtige Probleme lösen wie es im Normalfall von ihnen erwartet werden könnte. Diese Faktoren sind nicht nur aus den Klimawissenschaften bekannt, jedoch hat der große Einfluss der Politik in diesem Fall die Rolle derartiger Faktoren noch weiter verstärkt. 

Wenn ich von kulturellen Faktoren spreche, dann meine ich einen Wechsel im wissenschaftlichen Denkmuster, von einer ursprünglich dialektischen Gegenüberstellung von Theorie und Beobachtung hin zu einer Betonung von Simulation und Beobachtungsprogrammen. Dieser Wechsel führt dazu, dass der dialektische Ansatz verloren geht, der dabei half, eine Konvergenz von Theorie und Praxis herbeizuführen. Der neue Ansatz ist in dieser Hinsicht deutlich weniger effektiv.  

Die institutionellen Faktoren sind vielschichtig. Einer der Aspekte ist das übermäßige Wachstum der Verwaltung an den Universitäten und die daraus resultierende steigende Bedeutung des verwaltungsbezogenen Anteils von wissenschaftlichen Fördermittelbewilligungen. Hieraus erklärt sich die bevorzugte Beschäftigung der Universitäten mit großen Forschungsprogrammen, die zusätzlich noch eine lange Laufzeit aufweisen. Ein weiterer Aspekt ist die hierarchische Gliederung von offiziellen wissenschaftlichen Organisationen. Hierbei passiert es, dass tausende von Wissenschaftlern in der Öffentlichkeit durch einen kleinen Exekutiv-Zirkel vertreten werden, der für sie zu sprechen vorgibt. Dieser kleine Zirkel kontrolliert auch „Zuckerbrot und Peitsche“ wodurch wissenschaftliche Reputationen geschaffen oder auch zerstört werden können. 

Die oben genannten Faktoren werden durch die Notwendigkeit staatlicher Forschungsförderung noch weiter verstärkt. Und wenn ein Thema bereits integraler Bestandteil des politischen Geschäfts geworden ist – wie es bei den Klimawissenschaften der Fall ist – dann wird auch die politisch angestrebte Position zum wissenschaftlichen Ziel und ergibt sich nicht notwendigerweise automatisch aus der wissenschaftlichen Forschung. Dieses Paper beschäftigt sich mit den Ursachen des kulturellen Wandels gibt Beispiele für das Wirken und die Verquickung der beteiligten Faktoren. Insbesondere werde ich zeigen, wie politische Gruppen die wissenschaftlichen Institutionen zu beeinflussen versuchen, wie Wissenschaftler sowohl Daten wie auch Modelle ändern, um sich politisch korrekt zu verhalten, und wie Widerstand gegen die vorgegebene Richtung gebrochen wird.“

Foto oben rechts von Richard Lindzen's Webseite.
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