Quatsch mit Quaschning während des Fasching

Es wäre schön, wenn es für strittige Themen einfache Beweise gäbe. Beispiel Gottesbeweis, zu dem Wikipedia schreibt:

Der Ausdruck Gottesbeweis bezeichnet in neuzeitlicher Terminologie den Versuch, mit Hilfe der Vernunft die Existenz (eines) Gottes zu beweisen. Dieser Terminus wurde rückwirkend auf verschiedenste philosophische Konzepte angewendet, die die Existenz von Göttern bzw. eines Gottes glaubhaft machen wollten. Im Gegensatz dazu gibt es den religiösen Irrationalismus, dessen Vertreter vernunftgeleitete Erörterungen der Existenz Gottes ablehnen.

Vielversprechender ist da vielleicht der mathematische Beweis. Wikipedia:

Ein Beweis ist in der Mathematik die als fehlerfrei anerkannte Herleitung der Richtigkeit bzw. der Unrichtigkeit einer Aussage aus einer Menge von Axiomen, die als wahr vorausgesetzt werden, und anderen Aussagen, die bereits bewiesen sind. Man spricht daher auch von axiomatischen Beweisen.

Wie sieht es nun mit dem Beweis aus, dass CO2 erwärmend wirkt? Hier scheiden sich bekanntlich die Geister. Begabte Physiker und Mathematiker rechnen sich hier gegenseitig die Finger wund und kommen zu gänzlich anderen Ergebnissen. Dabei beschimpfen sich die beiden Lager heftig. Außenstehende Normalmenschen haben keine Chance, den Formel-Streit nachzuvollziehen. Wenn man sich die Korrelation zwischen CO2 und globaler Temperatur anschaut, passt das in den letzten 150 Jahren ganz gut, davor aber überhaupt nicht. Nicht gerade sehr beruhigend. Die Attribution der modernen Erwärmung leidet unter Overconfidence Bias. Wie schön wäre es, wenn es einen Beweis zur Erwärmungswirkung des CO2 gäbe.

Prof. Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin versuchte sich an einem solchen Beweis. Dabei leitete er CO2 unter eine Glaskuppel, die mit einer Glühlampe von aussen bestrahlt wird. Die Wärmeänderung nach 15 Minunten verglich er mit der gleichen Versuchsapparatur ohne eingeleitetes CO2. Er kommt bei CO2 auf eine deutliche Erhöhung der Temperatur. Das ist sein Beweis für den direkten Einfluss von CO2 auf unser Klima. Schauen Sie selbst (ab Minute 4:29 im Video):

 

 

Einfach nett, wie der Professor mit dem mal grünen und mal roten Hemd das macht. So ein bisschen imitiert er da wohl den Lesch nach und hofft vilelicht insgeheim auf einen Anruf vom Fernsehen wegen einer eigenen Wissenschaftsshow. Allerdings kassierte sein Video 250 Daumen-runter-Bewertungen. Wie kann das sein, wo doch Qaschning hier endlich den lang ersehnten Beweis für die Erwärmungswirkung des CO2 liefert?

Des Rätsels Lösung: Wie alle diese Versuche ist auch dieser nicht geeignet, die Wirkungskette des Treibhauseffektes abzubilden. Der Versuch ist zwar schön einfach, aber zu einfach. Schon der Beginn ist fragwürdig wenn Quaschning erklärt, CO2 absorbiere infrarote Strahlung. Vielmehr beruht der Effekt auf Streuung (scatter). Wenn das Quaschning-Experiment funktionieren würde, wäre es schon längst Standard beim IPCC. Es fehlt zunächst ein Kontrollthermometer für die Raumtemperatur, denn es könnte ja sein, dass diese bei beiden Experimenten unterschiedlich war. Die Starttemperaturen der beiden Experimente war jedenfalls nicht identisch.

Zunächst wurde das Experiment OHNE CO2 durchgeführt, danach jenes MIT CO2. Würde es auch andersherum funktionieren? Außerdem war irritierend, dass Quaschning den Schlauch von der CO2-Erzeugungsflasche nicht abgenommen hat. Im Ergebnis könnte bei diesem 2. Experiment somit ein Überdruck entstanden sein und die Temperaturerhöhung würde dann ganz einfach der barometrischen Formel folgen.

Ünerhaupt hat der Versuch wohl eher wenig mit dem Treibhauseffekt zu tun zu haben. Die Wärmeleitfähigkeit von CO2 ist deutlich schlechter als die von Luft, daher kann das Thermometer die eingestrahlte Wärme schlechter abgeben und heizt sich auf. Insofern hat das Experiment wenig mit der Klimawissenschaft zu tun, sondern ist schlecht gemachte PR. Der Vollständigkeit halber soll erwähnt sein, dass auch die andere Seite bereits Experimente  durchgeführt hat, siehe z.B. biocarb.org und Prof. Jan-Erik Solheim (siehe auch hier).

Die thermische Wirkung eines Gases, das in solch geringer Konzentration in der Atmosphäre vorhanden ist, mit schulischen Mitteln zu untersuchen, ist sicher kaum möglich. Das würde größere Laborausrüstungen und sehr empfindliche Messgeräte erfordern. Das wäre etwa so, als ob man die Wirkung der Gezeiten in der Badewanne nachprüfen wollte – was nicht geht, geht eben nicht. Selbst die Absorptionswirkung einer Schicht von CO2-Gas, eingeschlossen etwa zwischen zwei Glasplatten, auf langwellige IR-Strahlung würde wohl den schulischen Gerätepark überfordern, obwohl man bei höheren Konzentrationen des Gases vermutlich eine Wirkung nachweisen und dann herunterrechnen könnte. Aber die Erde selbst ist ja ein Experimentierfeld mit wechselnden CO2- und Temperaturwerten in der Vergangenheit. Vielleicht sollte man den Schülern lieber die entsprechenden Werte und Kurven zeigen und sie daraus Schlüsse ziehen lassen.

 

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