Nordlink: Bauen die Norweger Wasserkraftwerke nur damit Deutschland seinen Ökostrom speichern kann?

Unser Leser M.W. fragte uns kürzlich:

Sehr geehrte Herren,

mir als Laien kommt die Berichterstattung über die Nordlink Stromleitung (welt.de) merkwürdig vor. Bauen die Norweger Wasserkraftwerke nur damit Deutschland seinen Ökostrom speichern kann? Über weiterführende Informationen vielleicht in einem Beitrag auf ihrem Blog würde ich mich freuen.

Ihr geneigter Leser [M.W.]

Gerne wollen wir das Thema näher beleuchten. Im Folgenden Fritz Vahrenholts Antwort:

Sehr geehrter Herr [M.W.],

Norwegens Stromerzeugung basiert fast vollständig auf Wasserkraft. Im Wesentlichen handelt es sich um Speicherbeckenkraftwerke. Das sind wohlgemerkt keine Pumpspeicherwerke.  Leitungen gibt es nach Holland, nach Schweden und über Schweden nach Deutschland. Pläne für eine solche Leitung durch die Ostsee gab es immer wieder, ich selbst hatte 1993 die Vertragsverhandlungen zwischen HEW und Statkraft geführt. Damals ging es vor allem darum, nachts Kernenergiestrom nach Norwegen zu transportieren und über Tags zurückzuholen. Die Norweger achten immer sehr darauf, dass es sich um Austausch handelt und es nicht zu Nettoexporten kommt. Denn in Abhängigkeit von der nordatlantischen Oszillation kommt es in Norwegen immer wieder zu trockenen Jahren, die mit einem extremen Anstieg der Strompreise verbunden sind. Bekanntlich wird in Norwegen auch die Wärme durch Strom erzeugt.

Es macht durchaus Sinn, Spitzen der Windenergie oder Photovoltaik-Erzeugung nach Norwegen weiterzuleiten. Die Kraftwerke dort lassen dann weniger Wasser ablaufen und können dies dann bei Flaute in Deutschland zurückfließen lassen. Es handelt sich also um reines Trading. Der Vorteil für die Norweger ist folgender: wenn bei uns Starkwind ist, verfallen die Preise, sie werden mitunter negativ, d. H. In solchen Situation zahlen wir noch drauf, damit der Strom abgenommen wird (obwohl der Strom schon teuer durch das EEG bezahlt wurde). Wir importieren, wenn der Strom knapp ist (und kein Wind ist) und dann ist der Strom teuer. Diese Arbitrage deckt die Kosten der Verbindung plus anständiger Rendite. Die Kosten (zwei Umspannwerke plus HGÜ Leitung) pro kWh  zahlen wir also auch noch, um den Wind  bedarfsgerecht zu machen.

Doch es löst unser Problem des Abfallstroms nicht, denn wir reden über 1400 MW. Jedes Jahr kommen aber 2000-3000 MW Windkraft hinzu. Übrigens: das Projekt Brunsbüttel-Norwegen wurde vom Grünen Umweltminister in Kiel torpediert. Die UVP über die Auswirkungen eines Stromkabels auf das Wattenmeer wurde so in die Länge gezogen, bis die Norweger einen holländischen Partner (Nuon) fanden. Und so wurde die Leitung sehr schnell durchs holländische Watt gelegt.

Mit freundlichen Grüßen

Fritz Vahrenholt

 

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