Abkühlung der Antarktis vor 1000 Jahren machte den See-Elefanten im Viktorialand den Gar aus

Der Klimawandel schreitet heute so rasch voran, wie selten zuvor. Eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten wird aussterben, da sie sich nicht schnell genug an die wechselnden Bedingungen anpassen können. So lautet eine der dringenden Warnungen aus dem Repertoire IPCC-naher Klimaforscher. Aber ist dies wirklich so? Die globalen Temperaturen sind bekanntlich seit 16 Jahren nicht mehr angestiegen, da ist es zunächst verwegen, von einer „noch nie dagewesenen Erwärmung“ zu sprechen. Aber spielen wir das Spiel aus Spaß einfach mal mit. Sind die Erdbewohner wirklich alle so träge und konservativ wie immer behauptet?

Eine neue Arbeit in den Proceedings of the Royal Society aus dem Januar 2014 stimmt nachdenklich. Ein Forscherteam um Mark de Bruyn von der walisischen Bangor University untersuchte die Entwicklung einer See-Elephanten Kolonie an der Küste von Viktorialand in der Ost-Antarktis. Vor etwa 7000 bis 1000 Jahren muss die heute stark vereiste Küste von Victoria Land in der Antarktis eisfrei und damit viel wärmer gewesen sein als heute. In dieser Zeitspanne konnte sich dort eine stark wachsende Kolonie von See-Elephanten etablieren, wie anhand von DNA- und C14-Untersuchungen von zahlreichen gut erhalten Kadaver-Resten dokumentiert werden konnte. Als es vor rund 1000 Jahren wieder kälter wurde, starb diese Kolonie aus. Die Studie von de Bruyn und Kollegen zeigt, dass die See-Elepfanten im wärmeren Klima so gut gediehen, dass diese Kolonie viel mehr vitalisierende Mutationen im Erbgut ausbilden konnte, als die heutigen, meist kleineren Kolonien auf den antarktischen Inseln.

Der Deutschlandfunk berichtete über die Arbeit am 29. Januar 2014 und hebt hervor, dass die Mutationsrate unter geeigneten Umständen viel höher ist als bislang gedacht:

Mutationen entstehen recht gleichmäßig. Was aber aus ihnen wird, hängt von der Größe einer Population ab. In den ersten 500 Jahren vermehrten sich die Seeelefanten an der Küste von Viktorialand rasant, praktisch alle Männchen und Weibchen konnten sich fortpflanzen, ihre Gene weitergeben. So gingen kaum Mutationen verloren, und es entstand die überraschende genetische Vielfalt. Nachgewiesen hat sie Mark de Bruyn nur an DNA-Abschnitten, die selbst keine Bedeutung für das Überleben der Tiere haben. Er vermutet aber, dass seine Beobachtung für das ganze Erbgut gilt, dass also ein schnelles Wachstum einer Tierpopulation ein entscheidender Faktor für die Entstehung genetischer Vielfalt und damit für die Evolution ist:

„Die Mutationsrate in den Mitochondrien ist zehnmal höher, als wir immer dachten. Das hat wichtige Konsequenzen. Wenn man die Größe einer Population über die genetische Vielfalt abschätzt, dann kommt man jetzt zu viel höheren Werten, und auch unser Bild von den Entwicklungszeiten in der Evolution verändert sich im Licht dieser Befunde aus historischer DNA.“

Auch aus der Perspektive des Tierschutzes bietet die Studie von Mark de Bruyn eine wichtige Erkenntnis. Selbst sehr kleine Populationen mit viel Inzucht können wieder genetische Vielfalt erzeugen, wenn es nur Bedingungen für ein rasches Wachstum gibt. Die Seeelefanten sind dafür das beste Beispiel. Sie wurden gejagt um aus ihrem Fett wertvollen Tran zu gewinnen. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren sie fast ausgestorben. Heute leben dank des konsequenten Schutzes auf den Inseln rund um die Antarktis wieder rund 700.000 Exemplare.

Antarktis früher wärmer als heute, schnelle Anpassung an Umweltveränderungen, wenn es nur warm genug ist. Über die Bedeutung dieser Erkenntnisse für die aktuelle Klimadiskussion hört man in dem Beitrag leider nichts. Vermutlich ein zu heißes Eisen.


Foto: Public Domain / Wikipedia.

 

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