Die FAZ über Hexenverfolgung und Klimawandel

Demnächst soll ein 100 Milliarden-Dollar schwerer Klimafonds kommen, in den Industrieländer für ihre angeblichen Klimaschäden einzahlen. Die Gelder können dann von Klimaschadensopfern abgerufen werden. Natürlich herrscht in den potentiellen Nehmerländern bereits große Vorfreude auf den voraussichtlichen Geldsegen. Diese Chance möchte man sich nicht nehmen lassen. Wenn ein viele millionen-Dollar schwerer Batzen nach einem Starkregen auf dem Konto der Nationalbank des Landes XY eingeht, wird die Summe sicher brüderlich unter allen Bewohnern geteilt werden, richtig?

Seltsam, schon jetzt funktioniert dieses Prinzip irgendwie überhaupt nicht. Stichwort: The Oil Curse, später auch auf The Resource Curse erweitert. Beim Ressourcenfluch reißen sich kleine Führungseliten den Großteil der Einnahmen unter den Nagel, während in der Bevölkerung wenig bis nichts ankommt. Schauen Sie sich einmal das Bruttosozialprodukt von bestimmten afrikanischen Ländern an und vergleichen Sie es mit dem Anteil der Bevölkerung die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen muss. Das pro-Kopf BSP in Äquatorialguinea beträgt 22.000 Dollar, trotzdem leben drei Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.Wenn es bei Öl, Erzen und sogar der Entwicklungshilfe schon nicht so dolle klappt, dann wird es doch sicher bei den 100 Milliarden Klimaschutzgeldern funktionieren, oder?

Im Prinzip ist es doch eine Grundsatzfrage: Vorausgesetzt die Gelder kämen bei den richtig Bedürftigen an und würden sinnvoll und nachhaltig eingesetzt, sollte man sich fragen, ob man etwas von seinem Reichtum mit den weniger gut ausgestatteten Menschen dieser Erde teilen möchte. Wenn man diese Frage bejaht, dann sollte es fast egal sein, ob man an die Klimakatastrophe glaubt oder nicht. Der milliardenschwere Klimafonds wäre dann nur eine Erweiterung der aktuellen Entwicklungshilfe. In Taifun- und Hochwassergeplagten Gegenden könnte man das Geld für eine robustere Bauweise der Häuser oder die Errichtung von Deichen nach norddeutschem Muster verwenden. Es gäbe viel zu tun. Ist das Argument der angeblich von den Industrieländern verschuldeten Klimakatastrophe vielleicht nur eine Art Schmiermittel, dem reichen Westen das benötigte Geld zu entlocken?

In ähnlicher Weise funktionierte die Religion in ihrer Frühphase. Die zehn Gebote waren vor allem ein erstes gesellschaftliches Regelwerk, das durch die Oberaufsicht von Gott „überwacht“ wurde. Erst die Furcht vor Gottes Strafe machte Regeln wie „Du sollst nicht morden“, „Du sollst nicht die Ehe brechen“ oder „Du sollst nicht stehlen“ praktisch durchsetzbar. Man gaukelte den Menschen vor, es gäbe eine große Überwachungsanlage, die alles verfolgen und weitermelden könnte. Schummeln für einen guten Zweck. Wird dieses alte Muster jetzt auch auf den Klimafonds angewendet? Angebliche Schuld gegen Cash für Arme? Bevor irgendwelche Gelder fließen, sollte auf jeden Fall das grassierende Korruptionsproblem angegangen werden. Eine vorbildliche Organisation ist Transparency International, die sich bereits 2011 mit den Risiken der internationalen Klimaschadensregulierung kritisch auseinandergesetzt hat.

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Der IPCC ist in Bedrängnis. Zeit für ein Weltklimarats-Propaganda-Video auf Youtube, hat man sich vermutlich gedacht. Also produzierte man eins. Allerdings ignoriert dies sämtliche Kritikpunkte, die Skeptiker der UN-Organisation vorhalten. Also: Kein Oscar für diesen Streifen.

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Interessante Prioritäten: In Zeiten der europäischen Wirtschaftskrisen möchte die EU satte 20% ihres Budgets in Zukunft für den Kampf gegen die vermeintliche Klimakatastrophe einsetzen. Climate Catastrophe is Big Business.

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Das britische Met Office will die Erstentwürfe des 2007er IPCC-Klimaberichts nicht herausrücken. Man habe Angst, eine Veröffentlichung „könnte die internationalen Beziehungen beschädigen“. Hört sich spannend an.

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Die Klimakonferenz in Warschau brachte das erwartete Resultat, nämlich keines. Spiegel Online hat eine gute Zusammenfassung zur Tagung:

Wutausbrüche, großes Misstrauen, zweigeteilte Welt: Die Klimakonferenz brachte in einem dramatischen Finale dennoch eine Einigung. Ein Trick der Europäer brach die Fronten. Das sind die wichtigsten Ergebnisse von Warschau.

Weiterlesen auf spiegel.de.

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Auf Zeit Online erschien am 21. November 2013 ein interessantes Portrait des Innsbrucker Gletscherforschers Georg Kaser. Hier ein Auszug:

Eine Verwässerung der Wissenschaft zugunsten von Aktivismus lehnt Georg Kaser ab. Pauschale Zuspitzungen um der Schlagzeile willen sind ihm zuwider. So lief er Sturm gegen die Prophezeiung in der Entwurfversion des vorletzten IPCC-Berichts, der Kilimandscharo werde wegen der globalen Erwärmung abschmelzen – viele wünschten sich den berühmtesten Berg Afrikas zum Posterboy der Klimakatastrophe. Kaser intervenierte und hatte Erfolg – die Passage wurde gestrichen. Eine andere Fehlprognose verursachte hingegen die bislang größte Blamage des IPCC und schleuderte Kaser mitten hinein in einen globalen Kampf um Deutungshoheit. Im Entwurf zu Kapitel 10.6.2 des Weltklimaberichts von 2007 fand sich die Vorhersage, die Gletscher im Himalaya würden bis zum Jahr 2035 verschwinden. Ein haarsträubender Tippfehler, der aus einem Bericht des World Wildlife Fund übernommen worden war. Es hätte 2350 heißen müssen. Georg Kaser las den Text und schrieb an das IPCC in Genf, die Zahl könne keinesfalls stimmen. Eine Antwort blieb aus, der Report wurde veröffentlicht. Erst drei Jahre später wurde der Fehler entdeckt. Das indische Umweltministerium gab eine eigene Untersuchung zum Himalaya in Auftrag, deren Ergebnisse der alarmistischen 2035er-Prognose vehement widersprachen. Der Vorsitzende des IPCC kanzelte die Untersuchungen des Ministeriums zunächst noch als „Voodoo-Wissenschaft“ ab. Der französischen Nachrichtenagentur AFP sagte Kaser indes ins Mikrofon: „Diese Zahl ist so falsch, dass es gar nicht wert ist, weiter darüber zu sprechen.“ Die Aussage löste ein Erdbeben aus, Fernsehsender und Zeitungen auf der ganzen Welt zitierten den Satz. Der IPCC, die weltweit höchste wissenschaftliche Instanz zur Klimaforschung, war bei einem Fehler ertappt worden.

Weiterlesen auf zeit.de.

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Die größten drei CO2-Emittenten der Welt sind China, die USA und Indien. In China geht derzeit jede zweite Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz und in den USA ist der CO2-Austoß aufgrund der verstärkten Schiefergasnutzung gesunken. Was macht Indien? Indien wird sich an den CO2-Einsparungsmaßnahmen nicht beteiligen. Zu sehr wäre man noch mit der Armutsbekämpfung beschäftigt. In der indischen Ausgabe der New York Times war am 25. November 2013 zu lesen:

Since India is still faced with the massive challenge of increasing development for poverty eradication, [Ravi Shankar Prasad, one of India’s lead negotiators during the Warsaw climate summit] explained that only developed countries would have legally binding “commitments” as they were responsible for historical emissions. The Indian delegate said that it was not for developing countries to “fill the gap” left by the failure of rich countries to take on 40 percent reduction targets over 1990 levels, targets that had been recommended by the United Nations’ Intergovernmental Panel on Climate Change, or I.P.C.C.

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In der FAZ gab es am 24. November 2013 einen interessanten Feuilletonsbeitrag von Claudius Seidl:

Hexenverfolgung und Klimawandel: Der Winter der Welt
Im 17. Jahrhundert brannten mitten in Deutschland die Hexen und die Hexer. Die Geschichte vom Bischof, der zur Hetzjagd aufruft, ist von erstaunlicher Aktualität. Eine Erzählung vom Klimawandel. […] Immer wieder heißt es, die Hexen und Hexer hätten den Wein erfrieren lassen und den Weizen auch. Sie hätten den Frost herbeigezaubert, sie hätten den Hagel geschickt, kalten Regen und Stürme, so furchtbar, dass kein Mensch sich an heftigere erinnern konnte. Heute wissen wir, dass das Jahr 1626 das kälteste in der jüngeren Klimageschichte war. Die mittelalterliche Warmzeit war im späten 15. Jahrhundert zu Ende gegangen, und jetzt, in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts, hatte die sogenannte Kleine Eiszeit ihren Tiefpunkt erreicht. Woher sollten die Menschen aber wissen, was sie da erlebten – wo sie doch keine Wetterstationen hatten, keine Temperaturaufzeichnungen. Und von schwankender Sonnenaktivität konnte niemand eine Ahnung haben. Jeder warme Sommer nährte die Illusion, dass eigentlich alles beim Alten war. Und wenn im nächsten Herbst der Wein erfror, weil der Frost schon im September kam, spielte offensichtlich der Teufel sein Spiel. Der Zusammenhang von Klimawandel und Hexenwahn ist evident; es ist in allen Anklagen das schlechte Wetter, das nur durch Zauber zu erklären ist – aber wenn heutige Forscher diesen Zusammenhang erwähnen, dann tun sie das meist schamhaft, diskret, so, als ob ihnen die ganze Sache peinlich wäre. Was wohl daran liegt, dass auch wir, die wir heute den Klimawandel messen und erforschen und, wenn Gott und wir selber das wollen, auch bekämpfen können, uns aber angewöhnt haben, die Heftigkeit der Stürme und des Regens und die Größe der Hagelkörner mit der Erderwärmung zu erklären. Entweder oder, möchte man da sagen, und man wird den Verdacht nicht los, dass wir auch heute, in unserer rationaleren Zeit, die Glaubensfragen und die Irrationalität nicht ganz austreiben können. Als es anfing, wärmer zu werden, wurde die Coolness erfunden. Damals, als es kälter wurde, brannten die Scheiterhaufen. Beides hilft nicht, wie wir wissen könnten.

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