Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich: Tempo bei Energiewende muss langsamer werden

Ende Mai 2013 erschien in Nature Climate Change eine Arbeit eines Forscherteams von der University of Melbourne um Roger Bodman. Die Wissenschaftler verwerfen in ihrer Studie Erwärmungsszenarien von mehr als 6°C bis 2100, wie sie vormals als Extremfall angenommen wurden. In der Arbeit wird jedoch auch klar ausgesprochen, dass Klimamodelle stets mit sehr großen Unsicherheiten behaftet sein werden und es derzeit keine Lösung hierfür gibt. Fast zwei Drittel der Unsicherheit steckt in der noch zu schlecht bekannten CO2-Klimasensitivität, also der potentiellen Klimawirkung des Kohlendioxids. Das restliche Drittel an Fragezeichen steckt in der zu wenig bekannten Funktionsweise des Kohlenstoffzyklus sowie des Kühleffektes durch Schwebstoffe in der Atmosphäre, Aerosole.

——————

Werden wir aufgrund des Klimawandels bald hungern müssen? Die AsentaNews sieht hier einen erstaunlichen Zusammenhang und meldete am 4. Juli 2013:

Kartoffelpreise explodieren: Klimawandel verantwortlich?
[…] Letztlich wirkt sich die Klimaerwärmung auch auf die Verbraucherpreise aus. Aktuelles Beispiel hierfür sind die explodierenden Kartoffelpreise. Insbesondere durch das ungewöhnlich kalte und nasse Frühjahr keimten die Kartoffelpflanzen besonders spät und konnten daher zum Teil erst jetzt geerntet werden. Aufgrund der verspäteten Ernte stiegen die Kartoffelpreise jedoch zum Teil massiv an. Teilweise liegen die Erzeugerpreise für Frühkartoffeln derzeit bei einem Preis von 65 Euro je 100 Kilogramm Kartoffeln. Noch vor einem Jahr betrugen die Preise für 100 Kilogramm Kartoffeln lediglich 25 Euro. […] Das Beispiel der Kartoffeln zeigt jedoch wie sehr gerade Agrargüter und Klimawandel zusammenhängen.

Haben Sie es gemerkt? Durch die Klimaerwärmung sollen die Kartoffelpreise angestiegen sein. Allerdings war die Ernteverzögerung durch einen zu kalten und nicht zu warmen Frühling verursacht. Es bleibt daher ein Geheimnis des Autors, wie er den Zusammenhang zwischen Kartoffelkatastrophe und Klimaerwärmung herstellt. So richtig scheint sich der Verfasser des AsentaNews-Artikels in der Materie auch nicht auszukennen, denn ansonsten wäre ihm bekannt gewesen, dass der Deutsche Wetterdienst und der Deutsche Bauernverband eher Vorteile für die Kartoffel aus der Klimaerwärmung sehen. So schrieb die taz im September 2012:

Deutsche Bauern im Glück. Die Bodentemperaturen sind in den vergangenen 50 Jahren um fünf Grad gestiegen. Die deutschen Landwirte freut’s – die Erträge fallen üppiger aus. Die deutschen Landwirte dürften dank höherer Erträge unter dem Strich vom Klimawandel profitieren. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) präsentierte am Mittwoch Berechnungen, nach denen die mittlere Bodentemperatur im Aussaatmonat April in den letzten 50 Jahren um fünf Grad auf 16 zugenommen hat. „Dieser Trend wird sich bis 2100 fortsetzen“, prognostizierte DWD-Vize Paul Becker. Ende des Jahrhunderts könne dann drei Wochen früher gesät werden als in den 60ern. 

Das sind momentan bereits sieben Tage früher als noch vor einigen Jahrzehnten. Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, geht laut taz davon aus, dass die Erträge durch die Erwärmung um 30 bis 40 Prozent ansteigen werden. Daher könnte sich eine zweite Ernte im Jahr zukünftig für viele Landwirte wohl lohnen.

——————-

Vor gut einem Jahr stand es bereits in unserem Buch „Die kalte Sonne“ und erzeugte einen Sturm der Entrüstung: Die Energiewende ist mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs und droht gegen die Wand zu fahren. Mittlerweile ist jedoch Realismus in die Diskussion eingekehrt und führende Politiker und Fachleute teilen mittlerweile unsere Meinung, wie der Focus am 1. Juli 2013 berichtete:

Das Tempo bei der Energiewende in Deutschland muss aus Sicht von Experten gedrosselt werden. „Der Strompreis muss für die Unternehmen wie auch für die Verbraucher bezahlbar bleiben“ sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) nach dem 1. Sächsischen Energiegipfel am Montag in Dresden. Ein langsameres Tempo sei unter anderem nötig, um Zeit für den technologischen Fortschritt zu gewinnen. Die Forschung bei den Speichertechnologien müsse forciert, der Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem der Stromnetz synchronisiert und das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) reformiert werden. Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energieerzeugung dürften nicht aus dem Blick geraten.

Weiterlesen auf focus.de

 

Teilen: