Deutscher Wetterdienst beschreibt 2012 als „ungewöhnlich warm“, versäumt jedoch, die warmen letzten 15 Jahre in die Referenzperiode zu integrieren

Anfang Mai 2013 rührte der Deutsche Wetterdienst (DWD) wieder kräftig die Werbetrommel für die Klimakatastrophe. Da die realen Messwerte nicht so mitspielten wie geplant, mussten statistische Hilfskonstrukte aushelfen, um die Bevölkerung auf Alarm-Linie zu halten. Zwar räumte man zähneknirrschend ein, dass die weitere Erwärmung seit nunmehr 15 Jahren ausgeblieben ist, trotzdem wollte man auf die liebgewonnene Katastrophe nicht verzichten. Die Ruhr Nachrichten berichteten am 7. Mai 2013 über die DWD-Meldung:

Auch ohne neue Hitzerekorde war es 2012 in Deutschland erneut ungewöhnlich warm: Die durchschnittlichen 9,1 Grad Celsius lagen deutlich über dem langjährigen Mittel von 8,2 Grad, berichtete der Deutsche Wetterdienst am Dienstag in Berlin.

Wie kann das sein? Das Jahr 2012 reihte sich nahtlos in die monotone Reihe des Erwärmungsplateaus seit 1998 ein und der DWD sieht trotzdem eine „ungewöhnliche Wärme“. Da kann doch etwas nicht stimmen. Um diesem Mysterium auf die Spur zu kommen, sollten wir kurz klären, was für den DWD eigentlich „gewöhnlich“ bzw. „normal“ bedeutet. In der Original-Pressemitteilung des DWD vom 7. Mai 2013 werden wir fündig:

Auch in Deutschland lag die Mitteltemperatur im Jahr 2012 mit 9,1 Grad Celsius (°C) erneut deutlich über dem vieljährigen Mittel von 8,2 °C. Das Jahr 2012 war damit kein Rekordjahr, aber das 16. wärmste seit 1881. Nach Auswertungen des DWD waren 24 der vergangenen 30 Jahre in Deutschland zu warm. In diese drei Jahrzehnte fielen zugleich 9 der 10 wärmsten Jahre der inzwischen 132jährigen Zeitreihe des nationalen Wetterdienstes.

Der DWD bezieht sich also auf ein ominöses „vieljähriges Mittel“. Leider versäumt es die Behörde in der Pressemitteilung bekanntzugeben, um welchen „vieljährigen“ Vergleichszeitraum es dabei eigentlich geht. Ist dieser Zeitraum überhaupt geeignet für einen solchen Vergleich? Handelt es sich vielleicht um die letzten 30 Jahre, wie es in der Definition des Begriffs Klima gefordert wird? Dies wäre der Zeitraum 1983-2012. Auf der Suche nach Antworten werden wir im offiziellen Rede-Transskript der DWD-Klima-Pressekonferenz vom 7. Mai 2013 fündig. Dr. Thomas Deutschländer, Leiter des Bereichs Klimaanalyse des Deutschen Wetterdienstes führt darin aus:

Im Jahr 2012 lag die Mitteltemperatur in Deutschland mit 9,1 Grad Celsius (°C) erneut deutlich über dem vieljährigen Mittel der internationalen Referenzperiode 1961-1990 von 8,2 °C.

Nun ist es also raus: Der DWD verwendet eine Uralt-Vergleichsperiode, die mit dem modernen Temperaturgeschehen herzlich wenig zu tun hat. Die erste Hälfte der Referenzperiode fällt in eine ausgeprägte Kältephase, vermutlich ausgelöst durch die kalte Phase der großen 60-jährigen Ozeanzyklen sowie eine äußerst inaktive Sonne in den 1970er Jahren. Wenn man die Referenzperiode bewusst in diese Zeit zurückverlagert, ist es kein Wunder, dass nun jedes Jahr „ungewöhnlich warm“ ausfällt. Vielleicht sollte man dem DWD noch dankbar sein, dass er nicht die Temperaturen der letzten großen Eiszeit von vor 50.000 Jahren als „Referenzperiode“ ausgewählt hat, als es 10 Grad kälter war. Macht man sich diesen unredlichen Referenz-Taschenspielertrick erst einmal klar, dann wird schnell deutlich, dass hier augenscheinlich die Öffentlichkeit hinters Licht geführt wird. In den zahlreichen Zeitungsartikeln, die auf Grundlage der abgespeckten DWD-Pressemitteilung entstanden sind, sucht man jedenfalls in der Regel vergeblich nach Aufklärung zur weit zurückliegenden „Referenzperiode“.

Und dann wäre da noch die Masche mit dem Extremwetter. Die Ruhr Nachrichten schreiben:

«Weltweit betrachtet war 2012 durch eine Reihe von Extremereignissen geprägt», betonte [DWD-Vizepräsident Paul] Becker: Anhaltende Dürre im Mittleren Westen der USA, Rekordminimum bei der arktischen Meereisbedeckung und Hurrikan Sandy. Zwar ließen solche Einzelereignisse keine konkreten Rückschlüsse auf das Fortschreiten des Klimawandels zu. Aber es gehe um eine langfristiges Aufsummieren menschlicher und natürlicher Einflüsse.

Eine durchsichtige Sache. Erst zählt man mit bebender Stimme alle Extremwettereignisse des letzten Jahres auf, sichert sich dann mit dem Standard-Disclaimer zum Einzelereignis vorsorglich ab und behauptet dann, in den kommenden Jahren würden sich diese Extremereignisse angeblich häufen. Dem nüchternen Faktencheck halten solche Behauptungen meist nicht stand. Im konkreten Fall ist weder bei Hurrikanen, noch bei Dürren ein besonderer Häufungstrend zu erkennen. Die Hurrikanhäufigkeit liegt noch immer weit unterhalb der sturmreichen früheren Zeiten und in den USA halten die Dürren der 1930er Jahre noch immer fast alle Rekorde. Beim arktischen Meereis sollte man mit der letzten Wärmeperiode vor 1000 Jahren vergleichen, als die Wikinger locker flockig mit ihren Schiffen durch den in vielen Bereichen eisfreien arktischen Ozean segelten.

Und dann erfahren wir via Ruhr Nachrichten noch etwas ganz Seltsames vom DWD:

«Vor allem ältere Menschen werden unter den höheren Temperaturen leiden», sagte Becker. So schätzt der DWD, dass es etwa im Oberrheingraben um die Jahrhundertmitte in einem Drittel der Nächte zwischen Mai und September über 25 Grad Celsius warm werden dürfte – und zwar in Innenräumen einer Durchschnittswohnung. «Das kann ein 35-jähriger Gesunder vielleicht wegstecken, aber ein 88-jähriger Senior nicht mehr unbedingt».

Da bekommt man es ja richtig mit der Angst zu tun. Werden unsere Hochbetagten demnächst alle am Klimawandel sterben, weil es in der Spitze an einigen Tagen ein paar Grad wärmer werden könnte? Kleiner Plausibilitäts-Check. Wenn dies so wäre, dann müsste die Bevölkerung in den heißen südeuropäischen Ländern folglich heute im Vergleich zum kühleren Norden eine deutlich geringere Lebenserwartung aufweisen. Das lässt sich leicht nachprüfen. Bei Betrachtung der harten Fakten ist die Überraschung groß: Laut einer neuen Untersuchung, die im Fachmagazin Lancet 2013 erschien, ist Spanien bei der Lebenserwartung ihrer Bürger führend in Europa. Auch bei einem Vergleich der Regionen ist kein Unterschied zwischen Südeuropa und Nordeuropa feststellbar: Beide Regionen weisen sehr ähnliche Werte in der Lebenserwartung auf. Lieber Herr Becker, irgendetwas scheint hier mit ihrem simplistischen Klima-Modell nicht zu stimmen. Wie peinlich. DWD – Quo vadis?

 

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