Kohle weltweit auf dem Rückzug? International Energy Agency sagt bis 2022 jährliche Steigerung der Kohleproduktion um 1% voraus

Florian Freistetter betreibt das Blog „Astrodicticum Simplex“, wo er seit 2007 mehr als 6000 Beiträge über Klimawandel, Astronomie und viele andere Themen geschrieben hat. Dabei ist er fest auf der IPCC-Seite verankert. Die Klimaaktivistenplattform „Klimafakten“ hat ihn nun interviewt:

KLIMAFAKTEN: Auf Ihrem Blog haben Sie im vergangenen Jahr eine Serie zu Klimawandel-Mythen veröffentlicht – in zehn Teilen nehmen Sie dort gängige Thesen aus der Szene der Klimawandelleugner auseinander. Anders als wir bei klimafakten.de tun Sie dies allerdings auf saloppe Art und Weise – und mit einem Schuss Humor. Wie kam es dazu?

FREISTETTER: Ich gehöre seit bald drei Jahren zum Ensemble der „Science-Busters“, die 2007 vom Physik-Professor Heinz Oberhummer und dem Kabarettisten Martin Puntigam gegründet wurden, um sich an einem neuen Ansatz der Wissensvermittlung zu versuchen. Viele Menschen gehen ja nur ungern in theorie-lastige Vorträge. Deshalb präsentieren wir Wissenschaft im Rahmen eines Kabarett-Programms: Da geht man gern hin und nimmt trotzdem etwas mit.

Wir hatten uns damals eine seiner Folgen angeschaut, was ziemlich peinlich endete. Es ist nichts dagegen einzuwenden, etwas spaßig über wissenschaftliche Themen zu berichten. Aber die Inhalte müssen halt stimmen. Und das war beim Thema Klimawandel einfach oft nicht gegeben. Insofern lieber weniger Klamauk und dafür mehr Fakten.

KLIMAFAKTEN: Wissen Sie denn, wer Ihre Texte liest?

FREISTETTER: Ich habe ein paar Hunderttausend Seitenaufrufe pro Monat. Ich kann natürlich nur von jenen sprechen, von denen ich direktes Feedback bekomme: Das sind viele Leute, die sich allgemein für Wissenschaft interessieren, aber keine Wissenschaftler sind. Manchmal sind es auch fachfremde Wissenschaftler. Viele meiner Leser sind auch junge Leute, die in einige Themen reinschnuppern wollen oder ältere Leute, die nach ihrem Berufsleben anfangen, sich für neue Themen zu interessieren. Deshalb versuche ich die Texte auch so zu schreiben, dass man keine Vorbildung mitbringen muss. Das heißt aber nicht, dass man keine komplizierten Dinge erklären kann – ganz im Gegenteil. Das ist gerade die Herausforderung.

KLIMAFAKTEN: Wie haben die Leser auf die Klimamythen-Serie reagiert?

FREISTETTER: Der Klimawandel ist kontroverser als andere Themen – auch weil er politische und gesellschaftliche Folgen nach sich zieht und fast jeder eine Meinung dazu hat. Es war deshalb nicht überraschend, dass im Kommentarbereich unter den Beiträgen viel mehr Leute als üblich mitdiskutierten. Das geht mir auch bei anderen umstrittenen Themen so, beispielsweise bei Gentechnik oder der Auseinandersetzung mit astrologischen Thesen. Zum Klimawandel habe ich aber auch viele positive Reaktionen bekommen. 

Freistetter hält sich überraschend bedeckt, lässt sich von den aggressiven Formulierungen von Klimafakten-Redakteurin Susanne Götze nicht aus der Reserve locken. Das ist erfreulich. Vielleicht hat er bei seinen Recherchen zum Klimawandel dann doch das eine oder andere gelernt, was sich nicht unter den IPCC-Hut bringen lässt. Ganzes Interview hier lesen.

——————-

News4Teachers.de berichtete am 27. März 2018:

In der Arktis gab’s im Winter noch nie so wenig Eis wie in diesem Jahr: Polarforscher diskutieren Klimawandel in Rostock
[…] Der kalte Süden, der antarktischen Kontinent, sei bisher stabil, erklärte der Professor [Ulf Karsten, Biologie-Professor am Rostocker Institut für Biowissenschaften]. Anders als um den Nordpol, wo in einem Winter noch nie so wenig Eis gemessen wurde wie in diesem Jahr, gebe es am Südpol keinen Gletscherverlust. Die antarktische Halbinsel allerdings, die der Südspitze Südamerikas gegenüberliegt, zeige ähnliche Anzeichen wie die Nordpolarregion. Ob es sich dabei aber um Auswirkungen der Erderwärmung handele, werde wissenschaftlich noch kontrovers diskutiert. […]

Was sagt das Dänische Meteorologische Institut dazu?

Abbildung 1: Arktische Meereisausdehnung laut Dänischem Meteorologischem Institut.

 

Der Anfang des Winters (2017) ist in der Abbildung hellblau, das Ende (2018) schwarz. Keine der beiden Kurven stellt einen Negativrekord dar. Falschmeldung! Vielleicht bezieht sich der Herr Professor auf die NSIDC-Daten? Die scheinen jedoch nicht sehr belastbar zu sein, da sich die Methodik der Erhebung offenbar gerade verändert hat. Den Dänen kann man hier auf jeden Fall mehr Vertrauen schenken. Die armen Lehrer, die hier in die Irre geführt werden.

—————–

Friederike Meier am 22. März 2018 auf Klimaretter:

Kohle weltweit auf dem Rückzug
Schon in wenigen Jahren könnte die Zahl der Kohlekraftwerke weltweit abnehmen. Doch selbst um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, kommt diese Wende zu spät, ergibt eine Analyse von US-Umweltorganisationen.

Der Rückgang der Kohle scheint sich fortzusetzen. Wie die US-Umweltorganisationen Coalswarm, Sierra Club und Greenpeace USA in einer Untersuchung schreiben, wurden im vergangenen Jahr Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 25 Gigawatt vom Netz genommen. Die Organisationen haben einen solchen Report mit dem Titel „Boom and Bust“ (Aufschwung und Krise) schon in den vergangenen Jahren herausgegeben und berichten zum wiederholten Mal vom Beginn der Kohlewende.

Weiterlesen beim Klimaretter.

Stimmt das wirklich, dass die Menschheit immer weniger Kohle benutzt? Das ist nicht schwer zu überprüfen. Wir schauen in die BP Statistical Review of World Energy:

Abbildung 2: Globale Kohleproduktion seit 1991. Quelle: BP.

 

In der Tat hat die Kohleproduktion in den letzten Jahren leicht abgenommen (Abbildung 2). Aber ist das schon eine Trendwende oder nur Ausdruck einer kurzen wirtschaftlichen Wachstumspause in China und anderswo? Die International Energy Agency IEA hat auf ihrer Webseite eine detaillierte Analyse der Entwicklung. Auszug:

Coal’s share in the global energy mix is forecast to decline from 27% in 2016 to 26% in 2022 on sluggish demand growth relative to other fuels. Growth through 2022 is concentrated in India, Southeast Asia and a few other countries in Asia. Coal demand declines in Europe, Canada, the United States and China, the largest coal consumer by far, and where we forecast a structural but slow decline with some fluctuations linked to short-term market requirements. As a result of these contrasting trends, global coal demand reaches 5 530 Mtce in 2022, which is only marginally higher than current levels, meaning that coal use all but stagnates for around a decade. Although coal-fired power generation increases by 1.2% per year in the period 2016-22, its share of the power mix falls to just below 36% by 2022, the lowest level since IEA statistics began.

Das klingt doch schon ganz anders als beim Klimaretter…

 

Teilen: