Klimaschnipsel der Woche – 30.3.2012

Nachdem eine weitere Verschärfung der europäischen CO2-Emissionsziele vorerst vom Tisch ist (siehe Klimaschnipsel vom 16.3.2012), hat nun das Europäische Parlament dafür votiert, das europäische System des Handels mit Emissionsrechten zu reformieren, mit dem Ziel die Emissionszertifikate spürbar zu verteuern. Auf dem freien Markt war der Preis der Zertifikate in letzter Zeit immer weiter gefallen. Wie man es machen will, ist noch nicht entschieden. Entweder wird ein Mindestpreis pro Zertifikat festgelegt oder ein Teil der sich bereits auf dem Markt befindlichen Zertifikate wird mit der Ziel der Verknappung aus dem Handel wieder herausgenommen. Peter Liese, umweltpolitischer Sprecher der Volksparteien im EU-Parlament, erläuterte in der Süddeutschen Zeitung vom 16.3.2012 den Hauptgrund: „Wesentliche Elemente der deutschen Energiewende beruhen auf dem nationalen Klimafonds, der zu 100 Prozent aus den Einnahmen des Emissionshandels gespeist wird.“ Und wenn die Zertifikate kein Geld einbringen, dann bleibt der Fonds leer und die Energiewende läuft finanziell auf Grund. Noch unklar ist, was EU-Energiekommissar Günther Oettinger von der Sache hält, dessen Bereich am stärksten durch die Verteuerung der Zertifikate belastet wäre. Er wollte sich noch nicht dazu äußern. Einige Europaparlamentarier überlegen sich insgeheim schon, wie sie die klimatisch unbequemen Polen diesmal zu Wohlverhalten zwingen könnten. Dabei erinnerte man sich daran, dass Polen ja noch gerne Zahlungen aus dem EU-Strukturfonds haben möchte und sich dieser Hahn ziemlich leicht zusperren ließe (SZ 10.3.2012). Das politische Klima in Europa wird rauher. 

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Die Netzagentur teilte nun mit, die Stromkunden in Deutschland müssten sich auf höhere Preise einstellen.  Das Hamburger Abendblatt berichtete am 20.3.2012: „Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur wird allein der durch die Energiewende nötige Netzausbau den Haushaltsstrom in den kommenden zehn Jahren in einem ersten Schritt um fünf bis sieben Prozent verteuern. Für Industriestrom seien sogar Preissteigerungen von bis zu acht Prozent absehbar. Zudem kommen weitere Kosten auf die Verbraucher zu. Wegen des geplanten schnellen Anstiegs des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung parallel zum Ausstieg aus der Atomenergie muss die Netzinfrastruktur modernisiert werden. Dazu sollen in den nächsten Jahren bis zu 47,5 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung der Stromnetze investiert werden. Allein dadurch würden die Netzentgelte für Haushaltskunden nach Berechnungen der Behörde um bis zu 24 Prozent steigen. Die Industrie müsste sogar mit einer Erhöhung um bis zu 54 Prozent rechnen. Die Netzentgelte machen rund ein Fünftel des Strompreises aus.“ Die genannten Preiserhöhungen stellen jedoch nur eine Untergrenze dar. Durch höhere Strombeschaffungspreise, Neubau von Kraftwerken und steigende Umlagen für erneuerbare Energien entstehen Zusatzkosten, die noch nicht berücksichtigt wurden. 

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Der Philosoph Barnward Gesang hat ein Buch über die „Klimaethik“ geschrieben. Was ist das? Im Prinzip geht es darum, wer das Klima kaputtgemacht hat und wer jetzt und in Zukunft für den Schaden aufkommt. Da sich immer weiter herauskristallisiert, dass hier die Natur selber als Mitverursacher eine wichtige Rolle spielt, muss man sich fragen, wie man sie hierfür belangen könnte. Sollte man die Sonne vielleicht zwingen, sich am europäischen Emissionshandel zu beteiligen? Gesang sieht die Situation relativ nüchtern. In einer Buchrezension schrieb die SZ am 29.2.2012: „Nicht die Vermeidung von Klimaschäden mobilisiert [laut Gesang] Individuen und Staaten zum Handeln, sondern ein ökonomischer Ertrag, der nicht zuletzt auch dann attraktiv ist, wenn sich der Klimawandel als gar nicht so gravierendes Problem herausstellen sollte.“ Die Klimadebatte scheint dem Philosophen nicht entgangen zu sein. Wenn sich die Klimakatastrophe als Ente herausstellt, dann wären die wirtschaftlichen Gewinne also besonders hoch. Interessant. Gäbe es nur noch zu klären, für wen. 

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Der Kälteeinbruch im Februar 2012 hat die deutsche Wirtschaft zurückgeworfen, sagte jetzt die Bundesbank. „Für Februar ist angesichts des besonders kalten Winterwetters in der ersten Monatshälfte […] mit einer Beeinträchtigung der Wirtschaftsleistung zu rechnen.

Quelle: SZ 20.3.2012 

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Man kommt sich vor wie auf dem Fischmarkt. Die Forscher überbieten sich derzeit wieder in ihren Schreckenszenarien für den Klimawandel. Der Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation, Frank Böttcher, meldete sich jetzt mit einer ganz ausgefallenen Erwärmungswarnung im Hamburger Abendblatt: „Wir müssen damit rechnen, dass in den kommenden 50 bis 100 Jahren die Temperatur im Durchschnitt bis zu fünf Grad Celsius ansteigt.“ Fünf Grad? Das sagen nicht einmal die übertriebenen IPCC-Prognosen des letzten Klimaberichts vorher, in denen bei 4°C Schluss ist, unter Verwendung des für realistisch eingestuften A1B-Emissionsszenario. Und das gilt schon für 2100. Als wahrscheinlich einzustufen sind jedoch nur 1°C, wie wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ zeigen können. Ganz der Klimakommunikator setzt Böttcher dann noch einen drauf und zeichnet ein endzeitliches Bild mit einer Zunahme von Kreislaufproblemen. Wenn man für einen Moment Böttchers Hitzspielchen mitmacht: Würden sich nicht auf der Kälteseite für viele Menschen gleichzeitig die Gesundheitsprobleme reduzieren?

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Und nun noch eine gute Nachricht: Die Versorgung der Weltbevölkerung mit sauberem Trinkwasser hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten verbessert, gaben die Vereinten Nationen Anfang März 2012 bekannt. Seit 1990 haben 2 Milliarden Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Eines der dringendsten Ziele der Menschheit sollte es nun sein, die Trinkwasserversorgung für die restlichen 2,5 Milliarden Menschen herzustellen. Bevor wir Probleme auf Basis fragwürdiger Klimamodelle für das Jahr 2100 lösen, sollten wir uns den aktuellen Missständen auf der Erde stellen. Die wichtigsten Aufgaben warten auf unser Handeln im hier und heute. 

Schönes Wochenende !

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