University of Victoria: Eurasische Kältewellen von arktischer Meereisschmelze unbeeinflusst

Lange Zeit war die Diskussion zwischen den verschiedenen Klimalagern zum Erliegen gekommen. Man wollte oder konnte einfach nicht mehr miteinander sprechen. Das hat sich nun zum Glück wieder verbessert. Der Potsdamer Stefan Rahmstorf, seines Zeichend glühender Anhänger der extremen Klimaalarm-Linie, hat sich gleich zweimal mit den Thesen unseres Buches „Die kalte Sonne“ beschäftigt, zuletzt auf Realclimate. Das ist zu begrüßen, denn allein die Tatsache, dass Diskussion stattfindet, ist positiv. Natürlich ist es im Detail ziemlich enttäuschend, wenn man die Argumentationskette von „stefan“ näher anschaut.

Seine Graphik mit der Sonnenkurve lässt Rahmstorf bewusst erst NACH dem starken Anstieg der Sonnenaktivität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnen, so dass die enorme solare Steigerung dem schnellen Leser verborgen bleibt. Seine Temperaturkurve lässt er wiederum an der höchsten Stelle des El Nino abrupt abbrechen, obwohl der El Nino zur Zeit der Veröffentlichung am 14. November 2016 bereits vollkommen abgeschlossen und die Temperaturen mittlerweile wieder auf Normalwerte zurückgegangen sind. Hierzu wählt der Potsdamer „geschickt“ ein gleitendes 12-Monatsmittel. Transparenter wären Monatswerte oder eine Mittelung über 36 Monate gewesen. So aber bleiben es affige Tricksereien, die allein den Sinn haben, vom kürzlichen El Nino-Hitzeereignis zu profitieren. Klimawissenschaftlich ergibt dies jedoch keinen Sinn. Da ist es kein Wunder, dass Fachkollegen immer stärker auf Abstand zu Rahmstorf gehen.

Beispiel Winterkältewellen, die vor einigen Jahren Deutschland erstarren liessen und so gar nicht zur Erzählweise der Klimaerwärmung passen wollten. Rahmstorf überlegte sich eilig eine Hilfserklärung und behauptete mediengewaltig, dass die kalten Winter in Europa mit dem schwindenden arktischen Meereis – also letztendlich mit der Klimaerwärmung – zusammenhingen. In der Fachwelt fiel das Konzept mit Pauken und Trompeten durch, wie wir bereits mehrfach an dieser Stelle berichteten. Zum selben Schluss kommt nun auch eine Forschergruppe um Kelly McCusker, die ihre Ergebnisse am 10. Oktober 2016 in Nature Geoscience veröffentlichte. Die Wissenschaftler modellierten die zentraleurasischen Wintertemperaturen für die vergangenen 600 Jahre und konnten keinerlei Zusammenhang mit dem Meereis entdecken. Die Kältewellen gehen vielmehr auf klimasysteminterne Schwankungen zurück, so die Forscher. Hier der Abstract:

Twenty-five winters of unexpected Eurasian cooling unlikely due to Arctic sea-ice loss
Surface air temperature over central Eurasia decreased over the past twenty-five winters at a time of strongly increasing anthropogenic forcing and Arctic amplification. It has been suggested that this cooling was related to an increase in cold winters due to sea-ice loss in the Barents–Kara Sea. Here we use over 600 years of atmosphere-only global climate model simulations to isolate the effect of Arctic sea-ice loss, complemented with a 50-member ensemble of atmosphere–ocean global climate model simulations allowing for external forcing changes (anthropogenic and natural) and internal variability. In our atmosphere-only simulations, we find no evidence of Arctic sea-ice loss having impacted Eurasian surface temperature. In our atmosphere–ocean simulations, we find just one simulation with Eurasian cooling of the observed magnitude but Arctic sea-ice loss was not involved, either directly or indirectly. Rather, in this simulation the cooling is due to a persistent circulation pattern combining high pressure over the Barents–Kara Sea and a downstream trough. We conclude that the observed cooling over central Eurasia was probably due to a sea-ice-independent internally generated circulation pattern ensconced over, and nearby, the Barents–Kara Sea since the 1980s. These results improve our knowledge of high-latitude climate variability and change, with implications for our understanding of impacts in high-northern-latitude systems.

Wie hat die deutschsprachige Presse das wichtige Ergebnis aufgenommen? Noch vor einigen Jahren hatte sie eifrig über das Rahmstorfmodell berichtet. Traurig: Im medialen Blätterwald blieb es mucksmäuschenstill. Schweigen im Walde.

In den thematischen Zusammenhang passt auch eine Arbeit von Chafik et al., die im Oktober 2016 in den Geophysical Research Letters herauskam. Auch hier wird die natürliche Zyklik des nordatlantischen Klimas wieder herausgestellt und Zusammenhänge mit der arktischen Meereisschmelze und europäischen Kältewellen negiert:

Global linkages originating from decadal oceanic variability in the subpolar North Atlantic
The anomalous decadal warming of the subpolar North Atlantic Ocean (SPNA), and the northward spreading of this warm water, has been linked to rapid Arctic sea ice loss and more frequent cold European winters. Recently, variations in this heat transport have also been reported to covary with global warming slowdown/acceleration periods via a Pacific climate response. We here examine the role of SPNA temperature variability in this Atlantic-Pacific climate connectivity. We find that the evolution of ocean heat content anomalies from the subtropics to the subpolar region, likely due to ocean circulation changes, coincides with a basin-wide Atlantic warming/cooling. This induces an Atlantic-Pacific sea surface temperature seesaw, which in turn, strengthens/weakens the Walker circulation and amplifies the Pacific decadal variability that triggers pronounced global-scale atmospheric circulation anomalies. We conclude that the decadal oceanic variability in the SPNA is an essential component of the tropical interactions between the Atlantic and Pacific Oceans.

 

 

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