Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 2/14: Wird die nordatlantische Variabilität schon seit langem von der Sonnenaktivität bestimmt?

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Aktivität der Sonne – gemessen an der Sonnenfleckenzahl – übertraf im Februar 2014 um rund 6 Punkte die des Novembers 2011 ; wir haben ein neues monatliches Maximum im aktuellen Sonnenzyklus 24. Nach wie vor ist der Zyklus 24 aber der schwächste seit 1828, wenn man die monatlichen Anomalien aufaddiert, wie in dem beigefügten Anhang zu sehen ist.

Im Beitrag von Frank Bosse und mir berichten wir über eine kürzlich erschienene Publikation von Wissenschaftlern um Paola Moffa-Sanchez von der Universität Cardiff, wonach die Veränderung der Sonnenaktivität zu natürlichen Klimaveränderungen in Europa führt. Untersuchungen des Meeresbodens des Nordatlantiks erlaubten eine Rekonstruktion der Ozeantemperaturen und des Salzgehaltes über 1000 Jahre. Dabei passten kalte Ozeankonditionen zu Zeiten geringer solarer Aktivität. Andere Forscher ( u.a. Lockwood) hatten bereits herausgefunden, dass während solarer Minima Hochdruckzonen westl. der britischen Inseln entstehen, die die Westwinde blockieren, so dass kalte Luft von der Arktis und Eurasien nach Europa fließen kann. Nach Moffa-Sanchez folgt die thermohaline Zirkulation AMOC – der Wärmestrom des Nordatlantiks – der solaren Schwäche mit einem Verzug von 10-15 Jahren.

Wir hatten auf die Abschwächung der AMOC und den Rückgang des Wärmeinhalts des Nordatlantiks bereits im Januar in unserem Beitrag „Neues vom Nordatlantik: Das natürliche “Day after Tomorrow“- Szenario?“ hingewiesen. Dies bedeutet aber auch, dass die außerordentliche Schwäche des aktuellen Sonnenzyklus sich erst in den nächsten Jahren in einer weiteren Abkühlung des Wärmestroms niederschlagen wird. Welche Auswirkungen eine solche Abschwächung bei weiterer solarer Schwäche auf die klimatischen Bedingungen Europas haben wird, beschreibt Paola Moffa-Sanchez in der historischen Rückschau:

„Indeed we propose that this combined ocean-atmospheric response to solar output minima may help explain the notoriously severe winters experienced across Europe between the 16th and 18th centuries, so vividly depicted in many paintings, including those of the famous London Frost Fairs on the River Thames, but also leading to extensive crop failures and famine as corroborated in the record of wheat prices during these periods.”

Ich wünsche Ihnen noch einige schöne Tage in diesem warmen Winter.

Herzlichst
Ihr
Fritz Vahrenholt

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