Flussdeltas in Indien und Bangladesch saufen ab: N24 lässt Küstenabsenkung als Folge der Sedimentverfestigung als wichtigsten Grund unerwähnt

Klimatische Endzeitstimmung am 19. Februar 2015 auf n24:

Klimawandel extrem: Dem Sundarbans bleiben noch 15 Jahre
Der Klimawandel bedroht die ganze Menschheit, doch einige sind davon ganz besonders betroffen. Im Sundarbans ist schon bald die Existenz von 13 Millionen Menschen bedroht. […] Salzwasser hat den Flecken Land auf der indischen Insel Bali überschwemmt, auf dem Mondol einst Reis anbaute und Fischteiche bewirtschaftete – so wie seine Vorfahren seit rund 200 Jahren. Das Wasser hat ihnen alles andere genommen – und eines Tages wird es sich auch noch diese Hütte nehmen. „Jedes Jahr müssen wir ein bisschen weiter ins Landesinnere ziehen“, sagt er. Das indische Bali ist wesentlich kleiner als die indonesische Insel gleichen Namens. Mondol lebt in den Sundarbans, einer tiefgelegenen Deltaregion zwischen Indien und Bangladesch mit rund 200 Inseln und rund 13 Millionen Einwohnern. Die meisten hausen in ärmlichen Verhältnissen. Der Meeresspiegel steigt in der Region etwa doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt. Zehntausende sind bereits obdachlos geworden. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern könnte der größte Teil der Sundarbans in 15 bis 25 Jahren überflutet sein.

Deltagebiete sind dafür bekannt, dass sie durch die allmähliche Verfestigung ihrer Sedimente – die sogenannte Kompaktion – absinken. Diese Kleinigkeit hat n24 doch glatt ausgelassen. Dabei hatte Nature India zwei Jahre zuvor explizit am 30. April 2013 darauf hingewiesen, dass die Überflutung nicht allein durch den Klimawandel verursacht wird:

Seven years after the first report on the ‚vanishing islands‘ of Sundarbans, Subhra Priyadarshini revisits the fragile delta in the Bay of Bengal to find that it is not just climate change that threatens the existence of this world heritage mangrove tiger-land spread across the Indo-Bangladesh border. […] „In the last 25 years, the rate of relative sea level rise comes close to 8 mm/year, significantly higher than the rate of 3.14 mm/year in the previous decade,“ he says. In a recent report he co-authored for the World Wide Fund for Nature (WWF)3, Hazra says besides global warming and the subsequent thermal expansion of water, the rather rapid subsidence of the Bengal delta (2-4 mm/year), compaction of silt and other local causes may be responsible for the exceptionally high rate of relative sea level rise in the Indian Sundarbans.

Die Wissenschaft hat das Absenkungsproblem bereits intensiv studiert, umso seltsamer, dass n24 kein Wort über die Ergebnisse verliert. So berichtete 2013 der Geologe Till Hanebuth über Ergebnisse aus dem Deltabereich Bangladeschs. Sein Team fand natürliche Absenkungsraten von mehr als 4 Millimeter pro Jahr. Diese Rate ist deutlich höher als der klimatisch-bedingte Meeresspiegelanstieg. In der Ergebnisbeschreibung des Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft heisst es:

Assessing the recent subsidence of the central coastal Delta of Bangladesh by dating submerged kilns The densely populated low lying Ganges‐Brahmaputra Delta is highly vulnerable to the global sea‐ level rise. In order to estimate the subsidence of the delta, we examined submerged salt‐producing kiln sites in the coastal Sundarbans. These kilns were built just above the previous winterly spring high‐tide level, but are currently located ~155 cm below the corresponding modern level. According to optically stimulated luminescence (OSL) dating, the kilns were ultimately fired ~300 years ago and salt production was terminated by a catastrophic event, which affected the kiln sites at different levels and locations. AMS‐14C ages of charcoal at the kiln’s base and associated mangrove stump ho‐ rizons support the OSL dates. Based on the elevations and the ages, the 300‐year‐average rate of sinking of the outer delta is 5.2 ± 1.2 mm/a, which includes 0.8 mm/a of eustatic sea‐level rise. Reasonably postulating that the sub‐ sidence rate will not change during the next few decades and accepting the estimates of current sea‐ level rise of 1.8–3.0 mm/a or 2.7–7.1 mm/a, a RSL rise of 6.4 ± 1.7 mm/a or 8.9 ± 3.3 mm/a, respectively, must be assumed along the Sundarbans coasts.

Ähnliche Absenkungsbeträge fanden übrigens auch bereits auch Stanley & Hait (2000).

 

Siehe auch unseren Blogbeitrag "Bangladesch und die Pazifikinseln wachsen trotz steigendem Meeresspiegel: Klimamodellierer benötigen dringend Nachhilfe in Geologie"

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Der langjährige Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, verursachte im Laufe seiner Amtszeit eine ganze Reihe von Skandalen und Skandälchen. Zuletzt musste er vorzeitig beim IPCC seinen Hut nehmen, da zwei Mitarbeiterinnen seines Instituts in Indien ihn der sexuellen Belästigung beschuldigten (siehe unseren Beitrag „Weltklimarat in der Krise: IPCC-Chef Pachauri tritt wegen Vorwurfs der sexuellen Belästigung zurück„). Nun wird ein neuer Leiter gesucht. Die schweizerische Pendlerzeitung 20 Minuten berichtete am 19. Februar 2015 über einen Kandidaten, der in der Vergangenheit in der Klimadiskussion keine besonders gute Figur gemacht hat. 20 Minuten schreibt:

Klimaforscher Thomas Stocker von der Uni Bern wurde vom Bundesrat als Präsident des Weltklimarates vorgeschlagen.

Im Interview wird Stocker dann auch zu seiner Stategie in der Klimadiskussion befragt:

20 min: Wie begegnen Sie Zweiflern des Klimawandels?
Stocker: Zweifel ist zwar immer die Quelle des wissenschaftlichen Fortschritts, aber Zweifel an belegten Fakten ist Ignoranz.

Genau dieser Faktendiskussion entzieht sich Stocker jedoch systematisch. Siehe unsere Blogbeiträge „IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker zeigt im Weltwoche-Interview unerklärliche Gedächtnislücken: Die Gesprächsanalyse“ und „Führender IPCC-Wissenschaftler im Streitgespräch über die kalte Sonne: Thomas Stocker vs. Fritz Vahrenholt auf dem Berner Bundesplatz„. Kein guter Kandidat.

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Die kanadische Regierung hat genug von günen Aktivisten, die mihilfe von wilden Klimaalarmszenarien die wirtschaftliche Entwicklung des Landes behindern. Die Zeitung The Guardian berichtete jetzt über einen vertraulichen Regierungsbericht, der Maßnahmen gegen die Aktivisten für notwendig hält:

Canadian mounties‘ secret memo casts doubt on climate change threat
Intelligence report identifies anti-petroleum movement as a threat to Canadian security and suggests those concerned with climate consequences occupy political fringe

Weiterlesen in The Guardian.

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Aus der Kategorie „Akte X“ stammt folgende Meldung aus der Daily Mail vom 16. Februar 2015:

Can Russia control the weather? Climate researcher says CIA fears hostile nations are triggering floods and droughts

  • CIA chiefs fear hostile nations are trying to manipulate the world’s weather
  • Academic has told of mysterious phone call asking whether foreign countries could be triggering droughts or flooding

Weiterlesen in der Daily Mail.

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Die Abholzung des tropischen Regenwaldes hat noch immer ein bedenkliches Ausmaß – auch unter dem Deckmäntelchen des angeblichen Klimschutzes. Kim et al. publizierten kürzlich in den Geophysical Research Letters den folgenden Artikel, der einer günstigeren Einschätzung der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft deutlich widerspricht:

Accelerated Deforestation in the Humid Tropics from the 1990s to the 2000s
Using a consistent, twenty-year series of high- (30-m) resolution, satellite-based maps of forest cover, we estimate forest area and its changes from 1990 to 2010 in 34 tropical countries that account for the majority of the global area of humid tropical forests. Our estimates indicate a 62% acceleration in net deforestation in the humid tropics from the 1990s to the 2000s, contradicting a 25% reduction reported by the United Nations Food and Agriculture Organization (FAO) Forest Resource Assessment (FRA). Net loss of forest cover peaked from 2000 to 2005. Gross gains accelerated slowly and uniformly between 1990-2000, 2000-2005 and 2005-2010. However, the gains were overwhelmed by gross losses, which peaked from 2000-2005 and decelerated afterward. The acceleration of humid tropical deforestation we report contradicts the assertion that losses decelerated from the 1990s to the 2000s.

 

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