Brauchen wir den Weltklimarat noch? Hans Joachim Schellnhuber meint nein

Anfang Oktober 2012 ging es in der Zeit um die Frage „Brauchen wir den Weltklimarat noch?“. Hierzu ließ die Wochenzeitung zwei Mitarbeiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Stellung beziehen. Ottmar Edenhofer findet den Weltklimarat ganz ausgezeichnet. Für ihn geht es auch voll in Ordnung, dass sich Klimawissenschaftler eng mit politischen Entscheidern verknüpfen und sich die Grenze zwischen Wissenschaft und Politik so allmählich auflöst. Der IPCC ist für Edenhofer unersetzlich.

Hans Joachim Schellnhuber ist da ganz anderer Meinung und äußert handfeste Kritik am Weltklimarat:

Der Rat muss über seine Raison d’Être nachdenken und möglicherweise ernsthafte Konsequenzen aus diesen Überlegungen ziehen. Das Gremium stellt ein eigenartiges Mischwesen dar, gemeinsam gezeugt von Wissenschaft und Politik. Beispielsweise wählt nicht etwa die globale Gemeinschaft der einschlägigen Forscher die Leitautoren für die Berichte des IPCC aus, sondern dies tun letztlich die beteiligten Staaten. Nicht die Leitautoren entscheiden am Ende über den Wortlaut der Kurzfassung ihrer Berichte, sondern Regierungsvertreter. Und nur diese Kurzfassung wird von Entscheidern weltweit wirklich zur Kenntnis genommen. Dabei bedrängt die Politik die Wissenschaft. Nicht weil die Regierungen alle bösartig wären: Das sind sie (in der Regel) nicht. Sondern weil es schlicht in ihrer Funktionslogik liegt, kurzfristige nationale Interessen durchzusetzen. […] Weil in der Struktur des IPCC die Grenzen zwischen Politik und Wissenschaft verwischt werden, macht er sich unnötig angreifbar. Warum wählt nicht – nur eine Möglichkeit von vielen – der InterAcademy Council (IAC) die Leitautoren aus, also die weltweite Allianz der nationalen Wissenschaftsakademien? Bisher führten der umständliche Regionalproporz bei der Zusammensetzung der Autorenteams und vor allem der übertriebene Vollständigkeitsanspruch bei den Inhalten der IPCC-Berichte zur Ausdünnung der wissenschaftlichen Substanz. 

Im Juni 2012 erhielt Schellnhuber die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin. Die Welt schrieb hierzu:

Schellnhuber gründete 1991 das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und leitet es seit 1993. Er ist auch Professor für Theoretische Physik an der Universität Potsdam. Geehrt wird der in Bayern geborene Klimaforscher auch für seine Politikberatung.

 

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