Abenteuerliches Kinderbuch vom Umweltbundesamt eignet sich nicht als Gute-Nacht-Geschichte

Nicht vierzehn Euro neunundneunzig sondern ganz umsonst ist das neue Buch von Claudia Mäder. Es trägt den Titel „Pia, Alex und das Klimaprojekt – Eine abenteuerliche Entdeckungsreise“ und ist vom Umweltbundesamt (UBA) in Dessau herausgegeben worden. Das 74-Seiten umfassende Kinderbuch kann auf der Webseite des UBA kostenlos bestellt oder gleich digital als pdf heruntergeladen werden. Es ist schön bebildert und in einer angenehmen und kindgerechten Sprache geschrieben. Laut Presseinformation des UBA vom 15.8.2012 geht es in dem Buch um Folgendes:

Auf den Spuren der Klimaerwärmung
Neues UBA-Kinderbuch „Pia, Alex und das Klimaprojekt – Eine abenteuerliche Entdeckungsreise“

Strom sparen, recyceln und öfter das Fahrrad benutzen – diese und andere Dingen können Kinder von klein auf lernen. Aber warum hilft das der Umwelt? Was hat Energiesparen mit dem Klima zu tun? Gibt es einen Unterschied zwischen Klima und Wetter und warum erwärmt sich das Klima überhaupt? Genau das wollen Pia und Alex für ein Schulprojekt herausfinden. Dabei stolpern sie auf mysteriöse Weise von einem Abenteuer in das nächste und erleben hautnah, was der Klimawandel mit sich bringt. Plötzlich weht ihnen ein Sturm um die Ohren, dann wieder heizt ihnen die Sonne ein und der Wald brennt lichterloh. Der farbenfrohe Anblick eines Korallenriffs macht ihnen schließlich besonders deutlich, warum sich Klimaschutz lohnt.

Pia und Alex gehen gemeinsam in eine Klasse. Auch nach der Schule treffen sie sich noch in ihrem Geheimversteck – einem verlassenen Pförtnerhäuschen der Wetterstation. Als die beiden eines Nachmittags ihr Pförtnerhäuschen betreten, um für das Klimaprojekt in der Schule zu basteln, erleben sie eine Überraschung: In ihrer „Hütte“ hat sich etwas verändert. Das ist der Beginn für eine abenteuerliche Entdeckungsreise …

In dem neuen Buch lernen Kinder ab 8 Jahren auf spannende und anschauliche Weise viel Wissenswertes über die globale Erwärmung des Klimas. Zudem erfahren sie, was jeder einzelne dagegen tun kann. Die vergnügliche Geschichte von Claudia Mäder wurde von Nikko Barber mit liebevollen und witzigen Illustrationen versehen. Im Anhang werden Kinderbilder gezeigt, die Dessauer Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Malwettbewerbs gezeichnet haben.

„Strom sparen, recyceln und öfter das Fahrrad benutzen“, das klingt doch ziemlich vernünftig. Da sind wir doch alle dabei. Aber warum musste da nun wieder die Klimakatastrophe als Drohkulisse herhalten? Glaubt Claudia Mäder wirklich ernsthaft, dass die Kinder sonst nicht mitziehen? Wären Umweltschutz, Ressourcenschutz und Gesundheit nicht vollkommen ausreichende Gründe, die auch jeder versteht? Wir haben uns an dieser Stelle bereits ausführlich über die einseitigen Ansichten der Autorin sowie ihre enge Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gewundert (siehe unser Blogartikel „Einseitiges Klima im Umweltbundesamt: Was steckt dahinter?“).

Es darf daher die Frage erlaubt sein, was Frau Mäder den Kindern da eigentlich in die Geschichte hineinschreibt und wie gut diese Aussagen eigentlich wissenschaftlich abgesichert sind. Es wäre sicher nicht erstrebenswert, Kindern Dinge zu erzählen, die womöglich gar nicht zutreffen und nur einer persönlichen Überzeugung der Autorin und ihrer Berater entstammen. Dies bringt uns dann auch gleich zur Frage, warum das Buch eigentlich umsonst erhältlich ist. Zum einen natürlich, weil es offensichtlich mit Steuergeldern entstanden ist und daher bereits alle Kosten abgedeckt sind. Zu anderen sicher, um eine möglichst weite Verbreitung des Buches zu ermöglichen. Laut Impressum sind 10.000 Exemplare gedruckt worden, die nun an Interessenten umsonst verschickt werden. So ein bisschen erinnert das an religiöse Splittergruppen, die ihre Bibeln und Schriften ebenfalls gerne kostenfrei abgeben, weil sie sonst keiner haben will. Werfen wir jetzt also einen Blick ins Buch und überprüfen, welche klimatischen Themen eigentlich zur Sprache kommen. Beginnen wir mit Seite 18:

Alex überlegte: „Aber hat sich das Klima nicht auch früher schon geändert, als es noch gar keinen Strom, keine Industrie und keine Autos und Flugzeuge gab?“ Sein Vater nickte: „Es gibt viele Ursachen für Klimaänderungen, auch natürliche. Zum Beispiel gibt es im Weltraum zeitweise Veränderungen des Weges oder der Bahn, auf der sich die Erde um die Sonne dreht. In einem solchen Fall ändert sich dann auch die Sonnenstrahlung, die auf die Erde trifft und dadurch kommt es zur Klimaänderung. Derartige Prozesse spielen sich allerdings in sehr langen Zeiträumen ab. Sie verursachten in der Vergangenheit die Vereisungen der Erdoberfläche.“

„Es gibt viele Ursachen für Klimaänderungen, auch natürliche“ sagt der Vater. Das ist richtig. Dann wird leider aber nur auf die Milankovic-Zyklik eingegangen, die für die letzten 1000 Jahre nun wirklich keine große Rolle gespielt hat. Es wäre an dieser Stelle nur redlich gewesen, wenn man die klimatischen Millenniumszyklen in kindgerechter Form gebracht hätte. Zum Beispiel so.

„Und wusstest Du, dass es vor 1000 Jahren auch schon einmal so warm gewesen ist wie heute? Ja, unglaublich, was? Das fanden die Wikinger damals auch richtig dufte, denn das arktische Meereis war so stark geschrumpft, dass die Burschen ohne Probleme bis nach Island und Grönland segeln konnten. Da haben sie dann Kolonien gegründet. Vielleicht war auch Wiki mal dort, der ist doch immer so abenteuerlustig…“

Tja, aber leider schreibt Mäder so was gar nicht. Und sie schreibt auch nicht, dass damals die Sonnenaktivität genauso hoch war wie in den letzten 50 Jahren. Und die Kinder müssen leider auch auf die Kleinen Eiszeit mit der schwachen, kalten Sonne verzichten. Schade. Passte wohl nicht in die Story. Was steht sonst noch so im UBA-Kinderbuch drin? Weiter im Text auf den Seiten 18-19:

Alex Vater nahm eine Handvoll Gummibärchen in den Mund und fuhr kauend fort: „Vulkanausbrüche hingegen wirken sehr kurzfristig. Dabei werden Ascheteilchen in große Höhen geschleudert. Die Ascheteilchen sind wie ein Sonnenhut für Mutter Erde. Sie sorgen dafür, dass weniger Sonnenlicht bis zur Erdoberfläche durchdringt. Kannst du dir denken, was dann passiert?“, fragte Alex‘ Vater. „Wenn weniger Sonnenstrahlen am Erdboden ankommen, müsste es eigentlich etwas kühler werden“, antwortete Alex. „Richtig, diese Abkühlung dauert beim Ausbruch eines einzelnen großen Vulkans aber nur wenige Jahre an.“

Genau richtig. Das stimmt auf jeden Fall. Das heißt also, dass Claudia Mäder dieses Märchen auch nicht glaubt, dass die Kleine Eiszeit vorwiegend von einer Serie von Vulkanausbrüchen verursacht worden ist (siehe unseren Blogartikel „Die Kleine Eiszeit als weltweite Kältephase: Welche Rolle spielten die Vulkane?“). Dafür wird sie aber noch sicher Ärger mit Stefan Rahmstorf bekommen. Die Kleine Eiszeit wäre auf jeden Fall noch ein schönes Beispiel für die Kinder gewesen, wie eine schwächelnde Sonne eine längere Kälteperiode auslösen kann. Vielleicht etwas für die nächste Auflage? Auf Seite 23 lesen wir dann:

An einer Straßenecke sahen die Kinder eine ältere Frau, die schwer atmend an einem Zaun lehnte. Pia ging auf die Frau zu und sprach sie an: „Geht es ihnen nicht gut? Können wir ihnen helfen?“ – „Ach Kinder, die Hitze macht mir so zu schaffen. Es ist jetzt schon seit zwei Wochen so heiß und die Meteorologen haben immer noch keine Abkühlung angesagt. Selbst in den Nächten schwitzt man, die Temperatur sinkt nicht unter 20 Grad Celsius. Es ist eine richtige Hitzewelle.“ Alex überlegte. „Sollen wir sie vielleicht nach Hause bringen?“, fragte er die Frau.

Jetzt sollen also Hitzewellen vor der Klimakatastrophe warnen. Zu blöd, dass es sie immer gegeben hat. Während der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren hatten die Wikinger sicher sehr darunter zu leiden. Leider konnten sie damals jedoch nicht von tausenden von Messstationen und Satelliten aufgezeichnet werden. Und auch in den kühleren Zwischenperioden gab es natürlich ab und zu Hitzewellen. Vielleicht sollte Frau Mäder mal in unserem Blogartikel „Überraschung in Westeuropa: Hitzesommer aus dem Jahr 1540 deutlich wärmer als vermeintlicher Rekordinhaber 2003“ ein bisschen stöbern? Die prognostizierte Zunahme der Hitzewellen basiert zudem auf einer stark überzogenen Klimawirkung des CO2. Es ist natürlich ein Kinderbuch, da muss man ein bisschen vereinfachen, daher hier einmal ein Textvorschlag zur Ergänzung:

„Tja, und es gibt da einige Wissenschaftler, die glauben, dass Kohlendioxid die Erde ganz doll erwärmt. Mit großen Computerkästen haben die ganz viel gerechnet. Aber irgendwie müssen sie sich vertan haben, denn seit vierzehn Jahren ist es gar nicht mehr wärmer geworden. Und keiner dieser teuren Rechenkästen hat das vorhergesehen. Ganz geheuer sind mir diese schlimmen Warnungen nicht, muss ich Dir ehrlich sagen.“

Weiter im UBA-Buch (S. 25):

Als Pia und Alex samt den Sinusflocken erleichtert aus dem Geschäft traten, schlug ihnen die Hitze entgegen. Zwei Feuerwehrautos rasten die Straße entlang. Auf dem Weg zu Frau Wolfs Haus fuhr erneut eine Feuerwehr an den Kindern vorbei. „Da muss etwas Schlimmes passiert sein“, überlegte Pia. „Vielleicht ist irgendwo ein größeres Feuer ausgebrochen.“ – „Bei der Hitze wäre das kein Wunder“, antwortete Alex.

Feuer macht dem Menschen immer noch am meisten Angst, da wurde diese Teilstory wohl gebraucht. Bei Hitzewellen kann es zu Waldbränden kommen, richtig. Interessant dabei ist, dass die allermeisten Waldbrände von Menschen verursacht werden, durch Unachtsamkeit aber auch durch Brandstiftung. Vielleicht sollte man eher an dieser Stelle mit der Öffentlichkeitsarbeit ansetzen? Wie wär‘s mal mit einem kostenlosen UBA-Buch gegen das Rauchen in trockenen Waldgebieten? Oder ein mahnendes Aufklärungsbuch darüber, wie viele Tiere bei einem Waldbrand sterben müssen, wenn man mutwillig Feuer legt? Weiter auf den Seiten 31-33:

Um von den Sinusflocken abzulenken, warf Alex ein: „Da wir gerade beim Jahr 2030 waren, habe ich noch ein paar Fragen zum künftigen Klima. Was wird passieren, wenn sich das Klima weiter erwärmt?“ „Da wird eine Menge passieren, das kann ich gar nicht alles in wenigen Minuten erklären“, sagte der Vater. „Aber neben der Erwärmung an vielen Orten rechnen die Klimaforscher damit, dass häufiger sehr starke Wettererscheinungen mit großen Auswirkungen auftreten. Zu diesen Extremereignissen gehören auch Starkniederschläge, nach denen du mich schon einmal befragt hast. Außerdem zählen anhaltende Hitzewellen und Dürren, Überschwemmungen sowie starke Stürme und Fluten dazu.“

Beim Extremwetter offenbart Claudia Mäder doch eklatante Schwächen. Zum einen befinden sich all die genannten Extremwetter-Phänomene heute noch voll und ganz im Bereich der natürlichen Schwankungsbreite (siehe unsere Blogartikel hier). Das sieht im Übrigen auch der letzte IPCC-Extremwetter-Bericht so. Zum anderen sind diese Phänomene durch langfristige Zyklen getaktet, die in den meisten Fällen durch die Sonnenaktivität gesteuert sind (siehe unsere Blogartikel hier). Insbesondere bei den Stürmen in Mitteleeuropa ist in Zukunft eher mit einer Abnahme zu rechnen, falls es wärmer werden sollte (siehe unseren Blogartikel „Eine unbequeme Wahrheit: Während der Kleinen Eiszeit waren die Stürme in Europa stärker als heute“). Und noch ein letztes Zitat aus dem Buch (S. 47):

Pia und Alex saßen gespannt im Klassenraum und warteten, dass Frau Schneider sie zur Vorstellung des Klimaprojektes aufrief. Sie dachten an Maras Bitte und wollten ihre Sache besonders gut machen. Dann war es soweit. Die Kinder gingen nach vorn zur Tafel, wo bereits ihr selbst gebasteltes Klima-Mobile ausgestellt war. Anhand eines großen Plakates, das sie gestaltet hatten, erklärten die Kinder, warum sich das Klima erwärmte und was in der Zukunft alles passieren könnte. Besonders anschaulich erzählten sie von schweren Gewittern mit Starkregen, von Hitzewellen und Waldbränden und von geschädigten Korallenriffen.

Natürlich dürfen die Korallenriffe nicht fehlen. Dass eben diese in geologischen Zeiten mit deutlich höheren Temperaturen und CO2-Konzentrationen klargekommen sind, erwähnt Mäder natürlich nicht. Hätte sie unseren Blogartikel „Welche Rolle spielt die Ozeanversauerung? Eine Wissenschaftssparte mit noch vielen Fragezeichen“ gelesen, wären den Kindern die Riffe wohl erspart geblieben.

Schade dass die Modeerscheinung des Klimaalarmismus das schöne, mit Steuergeldern produziert Buch so sehr beschädigt. Gäbe es ein Peer-Review für Kinderbücher, wäre das Manuskript in dieser Form wohl abgelehnt worden.

 

Mit Dank an Hanna Thiele für den Hinweis.
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